Bereits drei Stunden, bevor die Kristalle, die die Himmelsillusion an der Decke der gewaltigen Höhle, in der sich Duallas Cannan befand, erzeugten, von den Magiern aktiviert wurden, um den Beginn des Tages zu markieren, erwachte Salem Neitsab in den unterhalb des Fireatempels im Westen von Duallas´ Mittelschicht befindlichen Wohnräumen der Priester aus seinem Schlaf. Als Priester der Firea war er daran gewöhnt, früh aufzustehen, um die Messe vorzubereiten. In den Tempeln und Kirchen, die der Sonnengöttin geweiht waren, fanden fast täglich Predigten und öffentliche Rituale statt.
Die heutige Messe sollte von Salem geleitet werden, weshalb er sogar eine Dreiviertelstunde früher als die restliche Priesterschaft aufstand. Zuerst sprach er seine Morgengebete. Die meisten davon kannte er durch jahrelange Routine auswendig, doch da für jeden der 365 Tage des Jahres ein bestimmtes Gebet zusätzlich zu den Standartversen gesprochen wurde, hielt Salem ein sehr dickes Gebetsbuch in seiner Hand, dessen Seiten er mit einer kleinen, mit einem Wachstropfen auf seinem Daumennagel befestigten Kerze beleuchte, während er vor der Fireastatue niederkniete und zum neunten Mal in seinem Leben dieses bestimmte Gebet zitierte.
Als nächstes entzündete er die Fackeln und Laternen im Kirchenschiff, verteilte dünnere, für die Besucher bestimmte Gebetsbücher und wandte sich schließlich zum Altar. Das Feuer, dass in einem kleinen Loch in der Mitte des steinernen Tischs brannte, war um diese Zeit nur eine fahle Glut, doch es ging niemals ganz aus, denn wie in allen Tempeln der Firea brannte ein magisches, ewiges Feuer, ein Geschenk der Göttin. Salem hob den glühenden Holzscheit, an dem die "Falaflamme" ruhte, aus dem Altar und in eine mit Stroh gefüllte Schale, wodurch die Flamme wieder erstarken konnte. Nun entfernte er die Asche der geweihten Kohle, mit der das Falafeuer am Vortag gebrannt hatte, aus der Esse und schüttete sie vorsichtig, ohne dass ihm auch nur ein Aschepartikel darneben ging, in eine große Urne an der Wand hinter dem Altar. Diese geweihte Asche wurde der Asche der Toten, deren leblose Körper von der Falaflamme verbrannt geworden waren, beigemischt, um zu symbolisieren dass die Gläubigen auch nach dem Ende ihres Lebens von der Göttin beschützt wurden. Salem legte den nun wieder lichterloh brennenden Holzscheit mit bloßer Hand, denn die Flamme verletzte Gläubige nicht, zurück in die Heilige Esse, und legte mehrere Stücke geweihter Kohle als Futter für die Flamme dazu.
Salem bereitete noch einige andere für die Messe wichtige Dinge wie den Weihrauch und das Weihwasser, dann öffnete er die Tore der Kirche, und das Licht aus dem inneren schien auf die noch unbeleuchtete und leere Straße. Ab jetzt konnten, zwei Stunden vor Himmelserleuchtung, konnten sich die Bewohner der Stadt in der Kirche einfindent, um zu beten, zu beichten oder sich bereits für die Messe auf die Bänke zu setzen, auch wenn zu dieser frühen Stunde für gewöhnlich nie jemand kam. Die Tempel und Kirchen der Firea standen für alle offen, selbst denen, die Firea nicht verehrten oder nicht einmal an sie glaubten, denn die alten Schriften der Propheten Heim und Blagi stand geschrieben, dass alle Wesen durch die Weltschöpfung der Götter geboren waren und dass, egal wie sehr sie sich von ihren "Eltern" abwandten, die Eltern würden sich niemals ganz abwenden.