Anwesende: Lykaon
In der Taverne war es laut und stickig, doch das war Lykaon inzwischen gewohnt, es kam ihm vertraut vor.
Doch etwas war anders - Es lag eine Spannung in der Luft, die gewohnte Ausgelassenheit fehlte, alle Jäger schienen gereizt und besorgt.
Mit einem merkwürdigen Gefühl setzte Lykaon sich an einen freien Tisch.
Er faltete das Blatt auseinander und begann zu lesen:
"Die berühmte Jägergruppe um Helvrigh ist auf ihrer Mission in die unbekannten Gebiete verloren gegangen. Sie hatten vor zwei Monaten diese Reise angekündigt und das sie von enormer wichtigkeit sei. Mehr teilten sie nicht mit, nur, dass sie ein Vorhaben hätten, welches die Reise wert war.
Vor einigen Tagen wollten sie, nach der geplant sechswöchigen Expedition, zurückkehren, so ihre eigene Prognose. Da dies jedoch nicht eingetroffen wurden sie gestern von der Gilde offiziell als vermisst gemeldet.
Es ist eine Frage, was der Gruppe zugestoßen sein könnte. Sie gelten aktuell als welche der besten Jäger des Landes. Wenn sie gescheitert sind, dann wird eine Rettung kaum möglich sein, des weiteren ist über ihren Verbleib nichts be..."
"Hey, Kleiner!", Lykaon schreckte auf, als ihm das Blatt aus der Hand gerissen wurde. Zwei große Jäger traten in sein Blickfeld: "Dürfen wir mal? Der Artikel sieht interessant aus!"
Mit diesen Worten drehten die beiden sich um, der eine mit dem Extrablatt in der Hand.
Lykaon konnte nicht protestieren, als die Riesen davonmarschierten. Wütend stand er auf und folgte ihnen, die Hände an den Griffen seiner Doppelschwerter.
Wie ein Blitz wirbelte einer der beiden ansatzlos herum und rammte ihm die Faust in die Magengrube:"Hau ab! Oder willst du dich mit uns anlegen? Ich glaube nicht."
Der Stoß presste alls Luft aus Lykaons Lungen und er musste sich mit beiden Händen den Bauch halten. Keuchend stand er da, während die beiden Riesen abzogen.
"Was zur Hölle... Keuch... War denn das?", murmelte Lykaon.
"Das...", hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich "Ist unsere Zukunft, wenn das alles so weitergeht."
Der Gildenmeister kam von hinten auf Lykaon zu und half ihm auf die Beine.
"Sie werden nervös, verlieren das Vertrauen in die Gilde. Jäger sind ein roher Haufen, weißt du? Sie brauchen die Gilde als Anhaltspunkt, wenn sie sehen, wie wir zusammenbrechen, wenn alle Jäger zu Einzelgängern werden, dann werden solche Vorfälle hier an der Tagesordnung sein. Wir müssen diese Situation in den Griff bekommen."
Ohne eine Antwort abzuwarten ging der Gildenmeister weiter in die Richtung, in die die beiden großen Jäger verschwunden waren. Lykaon sah ihm nach. Es war das erste Mal, dass er den Gildenmeister komplett nüchtern sah. In diesem Zustand wirkte er beeindruckend, trotz seiner wirklich sehr geringen Körpergröße.
Er dachte über die Worte nach. Der Gildenmeister hatte Recht, die Jäger hatten Angst, sie fühlten sich unsicher und waren gereizt. Jetzt war auch noch eine Gruppe der besten Jäger aller Zeiten einfach verschwunden. Lykaon selber spürte die Besorgnis in sich drinnen.
Das durfte nicht so bleiben. Doch was konnte er schon groß machen?