Er befand sich auf irgendeinem harten Boden, als er wieder komplett zu sich kam. Seine Gedanken waren noch verschwommen, aber als er sich erinnerte was zuletzt geschehen war schreckte er auf.
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Scar-!" Sein erster Gedanke lag bei Scarlet, die mit Kallin mitgehen wollte, aber als sich eine Hand auf seinen Mund legte wurde er unterbrochen.
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Hey, hey, nicht so laut. Wir haben uns Mühe gegeben möglichst unbemerkt hinüber zu kommen!”
Rhord schaute perplex in die Richtung, von der die männliche, ihm vertraut vorkommende Stimme kam. Hinter ihm. Er blinzelte ein paar Male vor Staunen, rieb sich an seinen Augen, nur um sicher zu gehen, dass er wirklich sieht was er gerade sieht. Eine dürre Statur, kaum größer als Noire, das Lächeln eines Schurkens - nur war das nach Rhords Erinnerung wirklich etwas rein Äußerliches. Im Vergleich zu zuvor kam er ihm ein bisschen älter vor. Damals um die 16 Jahre, nun eher 18. Warum er älter aussieht... nein das war jetzt weniger wichtig.
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Tim?! Bist du das?" Rhord wollte sofort aufstehen, fiel beim ersten Versuch aber wieder auf seinen Hintern. "
Autsch."
Tim reichte ihm seine Hand.
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Ganz ruhig.”
Rhord wollte die Hand bereits entgegennehmen, doch zuckte kurz bevor er sie greifen konnte zurück.
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Nein... nein, das kann nicht sein. Du kannst nicht hier sein. Meine Freunde werden gefangen gehalten. Siakin und ich sind die einzigen die draußen sind. Er hat mir nichts über andere erzählt... Wer bist du?!"
Der Erddämon wurde wütend. Es war so vieles heute passiert und davon nur wenig Gutes.
Und jetzt soll einer der Freunde wegen denen er hier ist auf einmal vor ihm auftauchen?
Tim kniete sich zu ihm herunter. Er versuchte fröhlich zu bleiben, aber er war traurig. Rhord konnte sich gut daran erinnern, dass er sich schwer damit tat zu lügen - seine Stimmung mit inbegriffen.
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...wer könnte es dir verübeln? Du hast allen Grund zur Skepsis.”
Er stand auf und trat ein paar Schritte zurück, um Rhord die Möglichkeit zu geben doch von selbst aufzustellen.
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Du hast mir noch immer nicht erklärt was ich wissen möchte! Ich bin nicht der hellste, das weiß ich, aber selbst ich merke es wenn etwas so derartig nicht stimmt."
Tim seufzte.
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Als Siakin dich aufsuchte hat er dich bewusst aus zwei Gründen über die Lage hier im Dunkeln gelassen. Erstens - und hier waren wir zerstritten über - ob wir dich überhaupt zurück holen sollten. Du warst fünf Jahre in der Welt da draußen und wenn zumindest einer von uns dem Chaos dauerhaft entkommen könnte, dann wäre das okay für uns gewesen. Selbst die Handlanger, die Rail oder der Teufel nach dir schickten, schienst du abzuwehren. Auf der anderen Seite wärst du uns hier hilfreich gewesen und so düster wie die Situation ist hätte es etwas aus machen können.”
Rhord konnte sich das erstaunlich gut vorstellen, wie darüber Uneinigkeit unter den anderen herrschen könnte. Erst einen Moment später bemerkte er, was sein gegenüber damit ebenfalls gesagt hatte.
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Warte, was ist mit den anderen? Sind sie sowie du auch frei?"
Es kam weder ein Nicken noch ein Kopfschütteln. "Chamäleon", wie man ihn wegen seiner Dämonenform und Fähigkeit auch nannte war selbst am überlegen.
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Weder noch. Wir sind zwar entkommen, aber wirklich frei kann man unsere Situation auch nicht nennen. Wir können nicht alle das Land unbemerkt verlassen. Rail hat bei den Wachen an der Mauer Kontakte und wer nicht raus soll, wird von denen ganz genau untersucht. Und der Wasserweg ist auch keine Option. Zu viele und wir haben Kinder bei uns! Die, die nächsten an der Reihe waren sowie wir zu werden... oder bei dem Versuch elendig draufzugehen. Ich würde dir gerne mehr erzählen, ich halte es aber für schlauer erst mal zu deinen Freunden zu stoßen. Wir haben euch leider erst letzte Nacht bei eurem Aufeinandertreffen mit dem Ratsmitglied bemerkt und konnten noch nicht in Erfahrung bringen wo ihr übernachtet. Könntest du mich führen? Desto schneller wir sind, desto besser. Ich habe einen Gegenstand bei mir - ein Artefakt - welches Jerilia mitteilt wo ich mich aktuell befinde. Sie wird jemand wichtiges zu euch bringen.”
Rhord machte aber keine Anstalten sich zu bewegen. Eine Antwort war Tim ihm noch schuldig.
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Was war der andere Grund?"
Eine Frage, die Tim den Kopf hängen lassen ließ. Es schien ihm unangenehm zu sein, was an seinem Zähneknirschen zu erkennen war. Er wandte sich zuerst von Rhord ab, er wollte ihm offenbar nicht in die Augen schauen.
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Etwas, was jetzt nicht mehr wichtig ist, jetzt wo der Feind wahrscheinlich den Standort unseres Unterschlupfes kennt. Was Siakin davon abhielt war...” Er ballte seine Fäuste, schien vor Wut zu zittern.
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... war weil du dich an verdammten Schwerverbrechern verkauft hast! Siakin hat uns bereits aufgeklärt darüber was das für Typen sind... und was du getan hast!”
Rhord war seine Scham ins Gesicht geschrieben. Er wusste noch warum er das tat, aber er hatte sich damals nicht genug Gedanken darüber gemacht, was die anderen davon halten würden. Für ihn war es das wichtigste sie alle rauszuholen... aber rückblickend betrachtet war es eine falsche Entscheidung. Alleine seine jetzige Situation mit der Hand zementierte dies, aber auch für viele andere war der Tod des Fürstens ein herber Schlag.
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Ich... es tut mir leid. Weil ich so ein Egoist war habe ich euch alle enttäuscht."
Tim legte eine Hand auf seine Schulter.
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Wir alle haben deswegen noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen, aber das verschieben wir auf ein andern Mal. Jedenfalls wollten wir diese Leute nicht auf uns aufmerksam machen, da wir erstens eine Verschlechterung unserer Situation befürchteten als auch etwas haben, was wir nicht in den falschen Händen fallen lassen möchten. Ich erwarte von dir deswegen nicht nachzubohren, vielleicht kommen wir noch durch ohne es zu erwähnen... es wird höchstwahrscheinlich aber nicht zu vermeiden sein.”
Das Chamäleon atmete einmal tief aus.
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Und, wirst du mich führen?”
Die Antwort kam nicht sofort. Rhord musste überlegen. Ihm fiel aber nichts mehr ein. Er war zwar immer noch unzufrieden warum Tim auf einmal mit so einer Überraschung ins Haus fiel, aber er konnte die ihm genannten Gründe nachvollziehen. Zumal es keinen Moment gab, wo sich Tim anders verhielt als er ihn in Erinnerung hatte.
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Hmpf, na gut. Und ich werde aufpassen, auch wenn ich keinen Schimmer habe worauf du ansprichst."
War wahrscheinlich aber auch das Beste.
Als Rhord seinen Freund führte, merkte er auch erst was er damit meinte, als er sagte sie sollten sich beeilen. Tim schien ein schnelles Schritttempo zu wollen. Er erklärte das damit, dass sobald er bemerkt wird, der Feind versuchen wird ihnen den Weg abzuschneiden und das durfte nicht passieren. Erst wenn sie beim Gasthaus sind, wären sie sicher. Tatsächlich bemerkte Rhord, wie vereinzelte Personen ihnen Blicke zuwarfen und ein paar davon begannen auch zu versuchen die Verfolgung aufzunehmen. Erst als sie sich dem Gasthaus näherten, gewannen diese Leute wieder Abstand. Wären sie langsamer gewesen, wäre irgendwas passiert. Da brauchte es keine Fantasie zu.
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Du hast es bemerkt, oder? Egal ob die Stadtwache, Mitglieder des übernommenen Zweiges der Schwarzen Hand oder unter den normalen Bürgern dieser Stadt. Es sind nicht viele, aber diese wenige können jederzeit ihre unwissenden Kumpanen dazu bringen mal "etwas zu überprüfen" oder "ein möglicherweise lohnendes Ziel auszurauben". Einige verwickeln einen auch einfach nur in ein Gespräch, um Zeit für andere zu gewinnen, damit sich die Schlinge zuzieht. Sie vermeiden es aber irgendwas auf offener Straße zu veranstalten oder vor Orten, wo Zugehörige die Situation für sie verkomplizieren könnte.”
Es war wirklich erschreckend wie schnell das gehen konnte. Bisher wurde Rhord eigentlich in Ruhe gelassen, aber kaum war Tim aufgetaucht fühlte er sich konstant beobachtet. Gruselig, anders konnte er es nicht beschreiben.
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Viele von denen wissen wahrscheinlich nicht einmal für wen sie arbeiten, sondern nur das grobe Endziel. Ich kann mir gut vorstellen, dass Rail sich diese Methode von der Schwarzen Hand abgeschaut hat.”
Ein nicht abwegiger Gedanke, musste der Erddämon zugeben. Was hier mit Tim der Fall ist, könnte für jeden anderen passieren, dem die Schwarze Hand die Hölle heiß machen möchte. Aber jetzt waren sie beim Gasthaus. Hier und da wurden ihnen noch Blicke zugeworfen, aber niemand trat in Aktion.
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Wegen der Stadtwache..."
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Sie könnten es versuchen ihren Kollegen zu erklären, warum gerade hier verdächtige Individuen hausen sollen, aber die Begründung möchte ich hören! Die können sich nicht alles erlauben und das scheinen die auch zu wissen. Zumal gerade jetzt für Aufregung zu sorgen gewaltig nach hinten los gehen kann. Ich kann aber nicht versprechen, dass das so bleiben wird.”
Rhord wunderte sich, fragte aber nicht weiter nach. Er wollte rein ins Gasthaus, wovor Tim einmal tief seufzte. Er konnte sich vorstellen warum.
Fremde. Da musste sein Freund jetzt aber durch. Glücklicherweise waren sie nicht die ersten, aber komplett waren sie bei weitem noch nicht. Es fehlten noch Korina, Lauriam und Vada. Dass insbesondere letztere beide fehlten war gut, da hatte Tim mehr Zeit aufzutauen bei
bei den ganzen zwei neuen Gesichtern.
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Noire! Amen! Ihr wisst gar nicht wie sehr ich mich freue euch zu sehen!"
Hinter Rhord konnten die beiden sehen wie ein ihnen unbekannter junger Mann die Herberge betrat und sich halb hinter Rhord versteckte.
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H-hey.”, grüßte er die beiden mit einer leicht gehobenen Hand und seinem (ungewollt) schurkenhaften Lächeln.
@Raisen: @Soren:
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Isolde merkte schnell, dass es sich um einen Angeborenen handeln musste. Einerseits sein auffälliges Äußeres. Auf der anderen Seite das was er suchte. Sie witterte ein gutes Geschäft.
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Aber natürlich habe ich so etwas und das nur in bester Qualität."
Sie holte zwei Kataloge vor und legte sie auf den Tisch.
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In dem von Ihnen links sind vor allem defensive Zauber und Zauber, die für den Alltag nützlich sind beschrieben. Im rechten befinden sich Beschreibungen von offensiven Zaubern. In beiden sind die Zauber nach Komplexität sortiert. Wenn euch etwas interessiert müsst ihr mir nur die Stückzahl nennen, die ihr wollt und ich hole sie hervor, solange der Vorrat reicht."
Die Wahl davon welchen Katalog ihr Kunde zuerst durchschaut gab ihr einen ersten Eindruck davon, was den Kunden mehr interessiert. Basierend darauf wusste sie dann auch, worauf sie ihren Fokus beim bewerben setzen sollte.
@Raisen: