Lauriam wollte den anderen den Vortritt lassen. Sie waren hier für allgemeine Informationen über den Wächter, eben alles was sich lohnen würde zu wissen. Die für die Einzelnen wichtigsten Fragen an erster Stelle zu stellen erschien dem Spezialagenten da als sinnvoll. Die erste und bisher einzige, die die Chance nutzte war Korina, die sofort das ansprach, was auch Lauriam am meisten interessierte: Die Kampffähigkeiten.
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Ja, man kann durchaus sagen, dass wer auch immer das ist uns erhebliche Probleme bereitet hat. So mancher von uns durfte bereits sein Leben hergeben, doch wir blieben nicht untätig und gingen sogar dazu über speziell einige von uns dafür auszubilden ihn unbemerkt zu beobachten, wenn er wieder einen von uns angreifen sollte. Fest steht vor allem, dass diese Person in die Geisterwelt schauen kann, denn deren Versuche ihn auf diesem Weg zu beobachten schlugen meistens fehl."
Nun öffnete Luzius die Akte und ging zu dem zu dem Theme passenden Kapitel.
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Fest steht, dass er oder sie ein Thermomant ist. Der Wächter wurde in der jüngsten Zeit hin und wieder dabei gesehen wie er ein wenig Dämmerungsmagie einsetzte, doch die Waffen die er aus Eis erschaffen scheinen ihm meistens zu reichen. Unseren Berichten zufolge scheint er sowohl im Umgang mit Schwertern als auch Speeren Kenntnisse zu besitzen, aber seine eigentliche Stärke liegt immer noch in der Magie."
Der Katzenwandler blätterte ein wenig, auf der Suche nach einer bestimmten Seite, fuhr aber währenddessen fort.
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Thermomantie ist aber nicht das einzige, was der Typ anzubieten hat. Da ist noch mehr."
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Und das wäre?", fragte Lauriam den Katzenwandler, worauf dieser auch sofort antwortete:
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Bestätigt haben wir Verhärtungsmagie und Raummagie. "
Was die Verhärtungsmagie anging konnte er sich eine Vorstellung machen, doch als Luzius Raummagie erwähnte hatte der Kampfmagier das dumpfe Gefühl besser mal nachzufragen.
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Was meinst du mit Raummagie? Kann er sich etwa teleportieren?"
Der Katzenwandler schüttelte verneinend seinen Kopf. "
Nicht in der Form, die dir vorschwebt. Einfach von der einen Stelle auf eine andere, vielleicht weit entfernte zu verschwinden, das ist bisher noch niemanden gelungen und es wird davon ausgegangen, dass ohne Hilfsmittel das sobald auch nicht möglich sein wird. Nein, hierbei geht es um die Verkrümmung des Raumes. "
Luzius bekam bei den fragenden Blicken - unteranderem von Rhord - das dumpfe Gefühl das ein wenig anders erläutern zu müssen. Hierzu nahm er sich einen Stift und einen leeren Zettel, welche beide bereits auf dem Tisch lagen und unterteilte dieses in vier Schritte. Darauf zeichnete er auf die linke Seite einen Strich und entfernt davon einen Punkt.
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Der Punkt ist der Wirker der Raummagie und hinter oder auf den Strich will er gelangen, um beispielsweise einer Falle zu entkommen oder um einen davon rennenden Gegner in Sekundenschnelle einzuholen."
Er fuhr fort mit der Zeichnung und zeichnete etwa sin die drei restlichen Abschnitte. Im zweiten dehnte sich der Strich zu einer Kurve aus, dessen Spitze zum Punkte reichte. Im dritten befand sich der Punkt nun in der Kurve, nur um im vierten wieder zum Strich zu werden, nun aber mit dem Punkt darauf.
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Im zweiten und dritten Schritt seht ihr wie der Raummagier den Raum verkrümmt, in diesem Fall ist eine Zusammenziehung. Begibt er sich nun in die Richtung dieser Krümmung nähert er sich dem Ursprung der Krümmung viel schneller, womit wir zum Ergebnis im vierten kommen, wo der Raum sich wieder normalisiert hat. Was aber auch möglich sein soll ist den Raum zu dehnen, sprich man braucht praktisch gesehen länger um von Punkt A zu Punkt B zu kommen. Die Zeichnungen sind nicht akkurat, aber so ungefähr funktioniert die noch simpelste Ausführung."
Das klang sehr schlecht, um es simpel auszudrücken, das merkte Lauriam schnell und auch Rhord verstand zumindest, dass dies kein normaler Gegner ist. Es klang noch nicht nach einer Bedrohung wie Menhit, dennoch hatte er nun noch weniger auf einen Kampf auf Leben und Tod mit wem auch immer das ist.
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Mit anderen Worten kann er nicht nur sich schnell aus einer brenzligen Situation bewegen, sondern auch ebenso schnell in jemandes Richtung treten, ihn angreifen und dann zurücktreten. Das heißt eine Flucht wird erschwert, aber man kann nicht einfach mit gezogener Waffe frontal zu ihm zulaufen. Man könnte auf einmal viel früher ihn erreichen als man es eigentlich eingeplant hatte oder auch länger benötigen."
Luzius nickte dieser Erkenntnis zustimmend zu.
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So ist es. Das macht das Verfolgen von ihm auch problematisch. Ohne dieses Tricks hätten wir ihn bereits zu seinem Rückzugsort zurückverfolgen können, doch nach ein paar Sprüngen müssen wir ihn bereits wieder auf ein neues orten. Auch etwaige getarnte Verfolger kann er mit einer solchen Falle entlarven... Und ja, du musst nichts sagen, das ist eine mächtige Magie, aber es scheint sich auch um einen sehr talentierten Magier zu handeln, weswegen wir besonders diejenigen im Auge behalten, die entsprechende Merkmale besitzen. Es gibt noch ein bisschen mehr zu wissen, aber konntet ihr mir soweit folgen?
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Seth war noch immer damit beschäftigt durch die Eiswand zu brechen. Es sprach für Yuria solange trotz dieses immensen Nachteils durchzuhalten, doch ihr war bewusst, dass das nicht ewig anhalten würde. Ihre einzige Hoffnung lag im Moment nur noch darin, dass irgendwer zufällig auf das stoßen würde, was hier vor sich ginge. Aber sie war sich bewusst, dass das kaum geschehen würde. Sie waren zu weit von jeglichen relevanten Nebenstraßen entfernt und zu dieser Seite gab es auch keine Türen oder ähnliches an den Wänden. Diese ganze Situation war einfach nur beschissen. Sie fühlte sich grauenhaft für das, was sie getan hatte, Siradda lag nun nur noch regungslos am Boden und das einzige, was sie noch wahrnehmen konnte waren diese Flammen, die dazu gedacht waren sie reif für den Friedhof zu machen. Sie wusste auch, dass ihre Gegner mittlerweile bemerkt haben dürften, dass sie anfing zu schwächeln und schlimmer noch, dass der verbleibende Thermomant unter ihnen während Seths Aktion immer mehr Wärme in seine Richtung fließen ließ, während er selbst begann die verbleibende Kälte zu nutzen. Er formte ein paar Eisprojektile und feuerte diese auf die Studentin. Es war dieser Moment, wo Yuria sich klar wurde, dass es das für sie war.
Für einen Moment wechselte ihr Fokus auf die Geschosse und ließ die verbliebenden Eisspeere in dieser Richtung in einen dünnflächigen Eisschild umwandeln, aber das war genau der Moment, wo Seth vor ihr wie sie befürchtet hatte durchbrach. Die Flammen trafen sie direkt, doch der hinterlistige Magier wollte es nicht so enden lassen und stoppte diesen Angriff, sobald Yuria anfing zu schreien. Während diese sich in ihren Schmerzen windete trat Seth näher an sie heran und formte einen eigenen Speer aus Eis, während er das restliche Eis von Yuria wegschmolz, um weitere Manöver damit ihrerseits zu verhindern. "
Du stimmst mir doch sicher zu, dass wir es auf die Weise beenden sollten? Sowie du Leben beendet hattest, sollte nun auch deines enden."
Yuria blieb nichts anderes mehr als schluchzend zu dem hoch zu blicken, der all das hier gestartet hatte. "
Bitte... Wenn ich schon sterben soll, d-dann... S-sag mir zumindest... warum... Ich dachte wir seien Freunde?! Oder war das alles nur eine einzige Lüge?“
Ein letztes Mal kam zuerst dieses herabfällige Lachen als Antwort:
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Aus meiner Sicht hast du deine Frage soeben selbst beantwortet. Gerade das Beste an all dem hier! Eure Blicke waren durch die Wand weg großartig und all das wert."
Die Spitze des Speeres wanderte langsam dorthin, wo Yurias Herz war. Nur noch ein Stoß trennte sie nun von der Welt der Lebenden in die der Toten. "
Doch lass mir dir zumindest eine Erleichterung mit auf dem Weg geben: Sei lieber froh so ahnungslos von uns zu gehen!" "[k]BOSS HINTER DIR![/k], schrie einer der beiden anderen zu Seth hin, worauf dieser sich eilig umdrehte, nur um zu realisieren, dass Siradda genau vor ihm stand, mit demselben Blick, wie auch sein Verbündeter in der Geisterwelt ihn gesehen hatte. "
Was zum-" Siradda wollte ihm ins Gesicht greifen, doch Seth schnappte sich rechtzeitig mit seiner freien Hand ihr Gelenk, während er mit der anderen den Eisspeer in seinem Griff kürzte. "
Leute, was macht ihr da auf der anderen Seite?!" Der sich bisher überlegen gefühlte Assassine war sichtlich verwirrt, doch wirkte die Situation noch immer so als hätte er die Kontrolle. Zumindest aus seiner Sicht. Doch dieses Gefühl sollte nicht lange bestehen bleiben, denn nun bemerkte er, dass die Haut des Gelenkes anfing sich anders anzufühlen.
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Scheiße, das kannst du vergessen!", schrie der junge Mann als er mit seinem Kurzspeer - ohne ausholen - Siradda am Kopf durchlöchern wollte. Aber auch das sollte anders kommen, als er es sich vorgestellt hatte, denn aus dem Nichts tauchte einer der beiden auf, die Yuria vor einem Moment noch getötet hatte - zu deren und Seths Überraschung. Vor allem letzterer, denn dessen Arm in dem er seine Waffe hielt wurde kurzerhand von einer mit Dunkelheit überzogenen Hand gepackt. "
Scheiße!", fluchte der junge Mann als er versuchte sich aus dem Griff zu befreien - mit Erfolg, worauf er mit seiner Waffer den Kopf des Geistes durchdrang, um diesen zu zerstören - nur um mit der Wiederholung seines vorherigen Angriffes festzustellen, dass es zu spät war. Sein Kurzspeer aus Eis zersplitterte an dem gehärteten Kopf der Schreckensgestalt.
Wieder und wieder versuchte der mittlerweile selbst verzweifelte Magier dies mit neu erschaffenen Eiswaffen und Flammen, während sich der mutierte Klauenarm bereits um sein Gesicht klammerte. "
Lslaffen!" Jeder einzelne Angriff zerbrach entweder an der gehärteten Haut oder ließen obwohl sie Schmerzen verursachen sollten keine Reaktion der Dämonin kommen. "
Du Mifstück! Dig maf ich fert-"
Noch bevor der junge Magier seine Drohung zu Ende sprechen konnte zersplitterte dessen Kopf wie eine Melone.
Yuria - welche ein wenig in Seths Blut baden durfte - blieb nichts anderes mehr übrig als zusammenzusacken als sie sah und hörte, was sich nicht nur in diesem Moment abspielte, sondern auch in denen darauf. Einmal mehr sollte ihre Welt Kopf stehen und nur noch mehr zersplittern. Es geschah zu viel, ihr Verstand konnte einfach nicht mehr mithalten. Alles was ihr übrig blieb war sich zusammenzukauern und all die Geräusche - vorallem die Schreie - die sie vernahm irgendwie auszuhalten.