Der mittlerweile viel kooperativere Keidein ließ Vada nicht lange auf seine Antwort warten.
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Unteranderem, aber einiges wurde auch weiter unten gelagert. Was sich in den unteren befand kann ich nicht sagen, aber hier oben wurden einige dieser magieversiegelnden Handschellen gelagert. Zumindest war dem so, als ich einmal unbemerkt reinluscherte. Wie die an die herangekommen sind weiß ich nicht... aber Luzius. Der Scheißer hat innoffiziell hier alles geleitet und hat dafür gesorgt, dass einige mit ihm verbündete als Mitglieder Zutritt zu diesem Gebäude bekommen. Wer von denen was weiß kann ich auch nicht sagen, aber die scheinen irgendein Ziel zu verfolgen... und hat in der Zwischenzeit dafür gesorgt, dass alle von unserem "Kaliber", die die wie du mit einem Grinsen foltern würden dem Wächter vorgeworfen wurden... Der überlebende Rest scheint zum Großteil aber nichts zu wissen..."
Lauriam sah sich zur selben Zeit weiterhin mit den beiden Angreifern konfrontiert, wovon einer glücklicherweise im Moment von Olga abgelenkt wurde... ein Zustand, der nicht lange halten sollte, denn in dem Moment, wo die Frau dem Magier ihm ein paar Schritte näher gekommen war, sprach dieser ein paart Worte - eine kurze Zauberformel - richtete seine Hand auf dem Boden vor sich und ließ kegelförmig vor sich eine Windexplosion los. Die Spezialagentin für inneres versuchte noch mit einem Schritt zur Seite zu entkommen, war jedoch zu langsam. Im nächsten Moment wurde sie nach hinten geschleudert, wo der Mann mit der Plattenrüstung bereits wartete. Dieser hatte bis hierhin dafür gesorgt, dass Lauriam kaum Gelegenheit dazu bekam endlich angemessen zu reagieren - er musste sich aufs ausweichen der schnell in Folge kommenden Zweihänderschwünge konzentrieren - drehte sich dann aber um und schwang seinen Zweihänder mit. Der Kampfmagier versuchte noch eine Eismauer zwischen den beiden zu errichten, doch er war zu langsam:
Noch in der Luft wurde Olga geköpft. Sie schrie nur kurz, aber laut auf, bevor sie für immer verstummte.
Erst jetzt verstand Lauriam, welchem es ganz und gar nicht gefiel nun auf sich allein gestellt zu sein, was es mit diesem Wälzer auf sich hatte, den der Magier dabei hatte. Windmagie gehörte zu den Hexereien, was an sich schon speziell war, aber er hatte sich einmal flüchtig damit auseinandergesetzt, um auf weitere Anwendungsmöglichkeiten für Aella zu kommen. Und der Zauber, den der Magier benutzt hatte... der Spruch war kürzer als er ihn in Erinnerung hatte, auch wenn er den genauen Wortlaut nicht kannte. Zumindest normalerweise hätte das als Formel nicht reichen dürfen... es sei denn sein Gegner nutzt ein Grimoire.
Grimoires sind ein nützliches Werkzeug für Magier. Sie brauchen damit lediglich eine kürzere Formel aufzusagen, ein Magier muss also nicht die ganze Formel lernen, solange im Buch eben diese mit der mit magischer Tinte geschrieben steht. Das hat den Nachteil, dass Grimoires nicht nur kostspielig sind, da auch der Buchrahmen und die Seiten aus besonders magieaffinen Material bestehen müssen, sondern auch, dass man, sofern man nicht noch einen anderen Zauber der gleichen Gattung mitträgt, man auf diesen einen beschränkt ist. Nichtsdestotrotz kann so ein schneller gesprochener Zauber einen gewaltigen Unterschied machen, den die beiden vor ihm gekonnt ausgenutzt haben... und in diesem Buch könnten noch weitere Überraschungen stecken.
Nun war der Spezialagent in die Ecke gedrängt, nur noch hinter ihm zwei andere Mitglieder, die offensichtlich keinen Plan davon hatten was hier vor sich ging. Sie wurden panischer ab dem Moment, wo Olga getötet wurde. Doch das war jetzt weniger wichtig. Nun konnten beide ihren Fokus auf Lauriam verschieben, der Magier hielt nur noch ein Auge in Richtung des Ganges auf, um auf eine Reaktion von Vada schnell reagieren zu können. Solange die magische Tinte in diesem Grimoire nicht aufgebraucht ist wird dieser es mit seiner Asche auch nicht einfach haben, solange die Windmagie diese in alle Richtungen verstreuen kann und damit weg von ihm.
Es wollte Lauriam einfach nicht klar werden, wie es dazu kommen konnte, dass er so in die Ecke gedrängt werden konnte. Wie konnte es so weit kommen? All sein Training, all seine Erfahrungen und dann wird er hier so vorgeführt? In dem Kampfmagier regte sich eine Wut, die sich vorallem gegen sich selbst richtete. Dieser Kampf hat es ihm klargemacht: Er macht etwas gravierend falsch. Wenn schon ein überdurchschnittliches Teamwork so viel gegen ihn erreichen kann, wie kann er überhaupt davon träumen im schlimmsten Falle eines Tages dem Blutkönig ein Gegner zu sein? Ein Szenario, das mit Aellas verschwinden realistischer geworden ist, sofern das alles nichts mit dem Phantom zutun hat...
Lauriam ballte seine Fäuste zusammen, als der Zweihandträger ihm langsam und mit Vorsicht näher kam, während der Magier bereit war jeden Zauber sofort mit einem eigenen zu antworten. Es dauerte nur noch Momente bis der Gegner direkt vor ihm zum finalen Schlag ausholen würde, dann wenn es für Lauriam kein Ausweichen nach links oder rechts mehr gab.
So konnte es nicht weitergehen... Lauriam nutzte diesen Moment, sammelte alle seine Gedanken, all seine Erfahrungen und dachte darüber nach, was ihn limitierte... und genau an dem Punkt, wo er an seinen Kampf gegen Kline nachdachte kam ihm die Eingebung. Sein einer Fehler, der ihn in diese Situation gebracht hatte, das eine was einem Magier nicht geschehen durfte, der sich weiterentwickeln wollte: Er hat sich in seinem Kampfstil festgefahren. Er hat so ziemlich das gleiche gegen den Wolfsdämon versucht wie gegen die beiden Gegner vor ihm. Während der eine ihm mit Technik und brachialer Gewalt antwortete war es hier eine starke Dynamik zwischen den beiden und die Lösung kam aufs gleiche heraus:
Lauriam musste alles was er gelernt hatte - alt wie neu - dazu nutzen um seinen Kampfstil umzuändern. Anstatt Stück für Stück das neu gelernte einzusetzen, wie er es bisher geplant hatte, musste er anfangen jetzt sofort alles zu ändern. Und das erste was der Kampfmagier tat, war endlich seiner Umgebung mehr zu nutzen.
Der Nahkämpfer setzte zum waagerechten Schwung aus, der Schwung war tief genug, damit ein Ducken nicht ausreichen würde. Ein Angriff der so garantiert treffen würde, aber Lauriam schnappte sich so schnell mit beiden einen der beiden hinter sich, zog ihn in die Richtung aus der der Zweihänder geschwungen kam und nutzte den Unglücklichen als menschlichen Schild. In genau dem Moment, wo der Stahl sich in das Fleisch des Opfers bohrte, fror der Kampfmagier dieses genau in diesem Moment an den Körper fest. Eine fette Eisschicht auf dem Körper sollte ein herausziehen der Waffe erschweren. Der Magier in seinem Rücken begann sofort wieder eine Formel zu spreche, doch Lauriam erkannte bereits im ersten Ansatz, dass es Thermomantie war. Anstatt die Befreiung des Schwertes einfach so zuzulassen, stürmte er zur Seite hin aus der Ecke heraus und formte in der Bewegung in seinen beiden Händen jeweils ein Messer aus Dunkelheit. Das erste warf er dank seines Trainings auf Iridae zielsicher auf den Magier und schloss dann sofort wieder seine Hand, während er mit dem anderen noch in der Hand den Bogen vollendete. Realisierend, dass sein Partner nicht früh genug das im mittlerweile leblosen Fleisch festgefrorene Schwert befreien würde - er war selbst damit beschäftigt erstmal dem Wurfmesser auszuweichen, das nicht seine Lederrüstung, sondern seinen Kopf treffen würde, ließ der Nahkämpfer seine Waffe los, um stattdessen mit seinen Fäusten zu kämpfen.
In seiner Drehung zu Lauriam hin versuchte er es mit einem Schritt zu diesem und einem rechten Harken ihn irgendwo zu treffen, aber Lauriam öffnete seine zuvor geschlossene Hand bereits wieder bei dem einen Schritt seines Gegners. Schnell schloss er seine Augen, ehe das schnell gesammelte und frei gesetzte Licht nicht nur seinen Gegner, sondern auch ihn traf. Die Blendung hatte den gewünschten Effekt und der Nahkämpfer begann sofort seinen Kopf mit seinen Händen zu schützen. Dieser war aber gar nicht Lauriams primäres Ziel, es war dieser Magier. Er rannte wie Olga zuvor zu diesem hin. Dieser sah ihn kommen und sah auch, dass sein Partner in jedem Moment wieder sehen können dürfte und schrie lediglich ein "
Wind!" um diesen schnell für eine Wiederholung bereitzumachen. Wieder sprach er die verkürzte Formel, wieder erzeugte er eine Windexplosion, doch dieses Mal war Lauriam vorbereitet. Er kam zum stehen und zauberte eine Eiswand genau hinter sich herbei, noch bevor der Druck ihn erreichen konnte. Von diesem wurde er vollends und unter Schmerzen erfasst, aber da er sich schon gegen seine Eiswand gepresst hatte, nicht mehr.
Gleich würde Lauriam das hier beenden.
Vada dürfte neben den Schreien und dem kurzen Aufflackern durch Lauriams Lichtmagie kaum etwas mitbekommen haben, sofern er bei Keidein geblieben ist, da ihm von seiner Position aus die Einsicht in den Raum fehlt.