"Also müssen wir nur dorthin...gut", nickte Amen und war drauf und dran, sofort dorthin zu marschieren. Doch er wurde von Vada aufgehalten. "Nicht so schnell, Amen", meinte Vada und trat aus dem Raum. Dabei deutete er dem Weißhaarigen mitzukommen. Bevor sie nämlich zu ihrem Ziel marschierten, mussten sie sich ausreichend vorbereiten...oder besser gesagt, sich überlegen, was genau sie Itsuki alles zeigen werden und in welcher Reihenfolge. Auf ihrem Weg nach draußen, besorgte sich Vada auch eine Karte, denn auch wenn sein Gedächtnis gut war...so gut, dass er sich haargenau merkte, wo was war, war es nun auch nicht.
Zurück auf den Straßen studierte Vada kurz erneut die Karte, ehe er sich zu Amen wandte. "Wir haben keine Eile, Itsuki läuft uns nicht weg und wir brauchen einen Plan, bevor wir zu ihm gehen", erklärte der Dunkelhaarige, "Ich schlage vor du suchst deine Geister zusammen und wir treffen uns in 90 Minuten in der Bibliothek der Akademie." Amen seufzte..seine Geister waren höchstwahrscheinlich quer in der Stadt verstreut, wie soll er die alle so schnell finden? "Gut", willigte er schlussendlich ein, denn zumindest Brigid würde er sowieso benötigen. Amen nickte und ging los. "Warte!", rief ihm Vada hinterher und machte einige schnelle Schritte, um aufzuholen. "Nimm das mit", er überreichte Amen die Karte der Stadt, "Ich habe dir die Bibliothek markiert." Nach diesen Worten ging Vada los, dem großen Gebäude in der Mitte der Stadt entgegen. "Tss", seufzte Amen, "Ich bin ja kein kleines Kind!" Der Weißhaarige öffnete die Karte und inmitten von ihr, direkt im Mittelpunkt der Stadt, hatte Vada ein großes X markiert...dieses wiederum eingekreist und einen Pfeil gemalt, der darauf zeigte. Amen warf genervt die Karte in die Geisterwelt und ging los. Wo sind die nun alle?
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Amen ging einige Zeit, aber er wird so nicht fündig werden. Diese Stadt ist riesig und es wimmelte von Menschen, wie soll er da ein paar Leute, die noch dazu in der Geisterwelt sind, finden? Der Weißhaarige seufzte...aber schließlich kam ihm die Idee. Es war nicht so, als hätte er keinen Weg, mit seinen Geistern zu kommunizieren...zumindest mit einer hatte er eine Möglichkeit: Brigid. Sie war mit dem Rapier verbunden und dieser befand sich an seiner Seite. Damit müsste es funktionieren! Der Weißhaarige bog in eine kleine und dunkle Seitengasse, die direkt zwischen zwei zweistöckigen Gebäuden lag, ein und im Schutze von ihr packte er die Waffe in der Geisterwelt. Dadurch spürte er das Band, das die Waffe mit Brigid verband. Amen lief los. Dabei fragte er sich, ob es möglich war, Brigid herbeizurufen, in dem er den Zustand des Erwachens aktivierte...aber das würde dann bedeuten, dass er diesen Zustand betrat, ohne ihre Zustimmung erhalten zu haben... Er schüttelte den Kopf. Nein. Das durfte er nicht. Es dauerte einige Minuten bis Amen seinem Ziel näher kam.
"Amen!", rief Brigid verzweifelt, "Die zwei hören nicht auf!" Amen stoppte. "Was, was ist los?!", rief er quer durch die Straßen, was ihm die Blicke einiger Passanten einbrachte.
"Hör mir endlich zu, verdammt nochmal!", brüllte eine Stimme durch die Geisterwelt. "Ich weiß, dass du es bist, Sophia, hör auf zu lügen! Du warst es, die alle getötet hat!", antwortete Ambika voller Zorn und wer in der Geisterwelt war, konnte sehen, wie sie ihr Miaodao - das von Amen - schwang. Sophia duckte sich in letzter Minute weg und entkam dem tödlichen Schlag. "Verteidige dich, los, beenden wir es! Das ist doch der einzige Grund, warum du überhaupt bei Amen bist, nicht wahr? Um mich auch noch zu töten!", warf Ambika Sophia entgegen, während sie die Waffe in ihren Händen über ihren Kopf hob und zu einem Abwärtsschlag ausholte. "Stopp!", kreischte Sophia und hob ihre Hände über ihren Kopf, als ob sie das Schwert mit ihren Fingern fangen wollte. Doch sie aktivierte ihre Magie und das Schwert stoppte. Ambika konnte nicht weiter, die Kraft, die ihr entgegenwirkte, war zu stark...und schließlich gaben ihre Hände nach und das Schwert wurde aus ihren Händen geworfen. "Tss!", seufzte Ambika und machte einige Schritte zurück. "Du wirst büßen für das, was du Mutter, Vater und allen anderen angetan hast!" Nach diesen Worten drehte sie sich um und ging weg. Sophia brach an Ort und Stelle zusammen und fiel auf die Knie. Sie zitterte und Tränen flossen aus ihren Augen. "Nein, ich- ich war das alles nicht!", murmelte sie immer wieder. Brigid kniete sich zu der Frau hinab und legte ihren Arm um ihre Schulter.
Amen hatte es nicht gesehen, aber alles mitangehört. Was zur Hölle..."Ich denke es ist Zeit, mir alles zu verraten, nicht wahr?", meinte der Weißhaarige und fuhr sich durch die Hände. "Ich will euch beide nicht verlieren und ich denke dir geht...es gleich?"
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Vada hoffte insgeheim, dass Amen schlau genug war, die Karte einem seiner Geister zu geben. Denn dieser Junge war nicht dumm, aber nicht der Hellste, wenn es um die Orientierung ging. Auf seine Geister hingegen konnte man sich verlassen. Würde er nicht pünktlich auftauchen, hätten sie ein Problem. Vada zuckte schließlich mit den Schultern und ging weiter. Er machte sich sofort zur Bibliothek auf, da er Nachforschungen über einige Sachen anstellen wollte. Als er vor dem riesigen Gebäude stand, war er - einfach gesagt - überwältigt. Es war größer als alles, was es in Jonis gab und jemals geben würde...und das war nur ein einziges Gebäude! Die Bibliothek und damit das Wissen der Stadt, war frei zugänglich, weshalb er zügig durch die großen Gänge und Hallen marschierte. Es war alles beschrieben und mit Pfeilen markiert, weshalb selbst der letzte Idiot dorthin finden würde, aber es dauerte dennoch einige Minuten, bis er in der Bibliothek stand.
Bücher, Bücher und noch einmal Bücher. So weit das Auge reichte. Das konnte man sich nicht einmal erträumen. Die Bibliothek war wohl so groß wie mehrere Trainingshallen. Neben den Wänden, in denen die Bücherregale eingebaut waren, standen noch einige Reihen von Regaln, in denen sich abermals unzählige Bücher und Schriften sammelten. Man würde es in einem Menschenleben nicht schaffen, hier jedes Buch einmal durchzulassen, so enorm war der Umfang dieser Sammlung. Vada ging los. Hier irgendwo musste es doch das geben, was er suchte?