Amen schien schnell zu verstehen, was die Situation war, doch er war da nicht allein. Auch Nina tat dies, nur versuchte sie es mit Verhandlungen, nachdem sie Ayres nach ihrem Vorhaben mit einem Dämonengeist befragte. Etwas, was für Siradda überraschend zu hören war. Doch leider war ihr bereits bewusst wie aussichtslos das war. Aella war zwischendurch immer noch mit dieser Kette beschäftigt, doch mittlerweile war da noch etwas anderes hinzugekommen. "
S-scheiße. Sir- Schwest-", stammelte sie voller Panik, als sie zu ihrer Schwester sah, nur um durch eine Bewegung der Kette durch Ayres wieder vor Schmerzen aufzuschreien.
"
Ein mutiger Vorschlag, aber von keinerlei Interesse für mich. Und selbst, wenn ihr mir einen lebenden Dämon bringen würdet... mein Entschluss bleibt stehen: Euch zu ignorieren wäre ein Fehler. "
Die Dämmerungsmagierin machte deutlich klar, dass sie entschlossen war und ihr Handeln könnte so einige Probleme für die Schwingen bedeuten. Selbst wenn sie noch nichts Illegales getan haben, werden sie sowie jetzt gemeldet, dürfte es schwer werden relativ unbemerkt weiter zu handeln. Aber sie verschwieg eine Unklarheit, was Lauriam schnell auffiel. Warum sie hier hinziehen, wenn sie auch einfach der Stadtwache einen Besuch abstatten könnte? So simpel ist es letztendlich auch nicht für sie. Sie ist eine der Führungspersonen dieses Staates, das bedeutet aber nicht, dass sie einfach problemlos jemanden anschuldigen kann oder gar ein Urteil sprechen kann. Was wiederum bedeutet, dass sie entweder Beweise braucht oder einen passenden Moment wie diesen nutzen muss.
Es änderte an ihrer Situation genau jetzt nichts, aber dürfte später nützlich werden. Was die Gegenwart aber anbelangte, diese Bühne hatte nun jemand anderes.
"
Was wir auch tun... hm? So sei es...", sprach Siradda, immer noch ihren Kopf gesenkt, doch nun langsam ihn wieder hebend, mit ihren öffnenden Augen auf Ayres gerichtet und diese kochten dermaßen vor Hass und Wut, dass die sonst so ruhige Erzmagierin kurz zusammenzuckte. So schnell wie dieser Moment kam, fing sie sich aber wieder. "
Was möchtest du? Kämpfen? Ich überlass dir gerne den ersten Schritt!", erwiderte die Frau selbstsicher.
"
Kämpfen? Nein... ich habe eine weit, weit bessere Idee...", erwiderte die Seelendämonin. "
Jemand wie du, die meine Schwester behandelt als wäre sie ein Stück Vieh. Sich als so erhaben aufführt. Dir ist egal, was für Ziele wir verfolgen... " Sie hob ihre Arme und hielt ihre Hände vor sich zuerst noch offen. "
Ob gut" Eine Hand schloss sich. "
Oder böse." und die andere folgte ihr. "
Das scheint dir einerlei zu sein. Wir sind dir ein Dorn im Auge und offenbar möchtest du uns am liebsten sofort loswerden. Aus welchem Grund auch immer." Siradda sank ihre Arme wieder, ihre Hände nun wieder zu Fäusten geballt. All dies verfolgte die Dämmerungsmagierin aufmerksam, ihr Umfeld nicht aus den Augen verlierend, doch ihre Geduld fand in einer Sache ihr Ende. "
Komm zum Punkt, Dämonin. Was hast du-", sprach sie, kam aber zum stoppen, als sie begann zu merken, dass sich bei diesem Dämonengeist etwas tat. Eine ganz schwach erkennbare Aura begann sie zu umgeben. Eine Aura, die besonders jene, die sich in der Geisterwelt befanden oder mit ihr verbunden waren, zu spüren beginnen konnten, wenn sie sehr nahe an Siradda dran stehen sollten. Bei körperlosen mehr als welche mit. Sie sonderte für jene, die sie spüren konnten ein unangenehmes Gefühl ab.
"
Wenn dir mit Worten der Vernunft nicht beizukommen ist, dann bedarf es eben Worte der Angst... Ein Appell an deinen Selbsterhaltungstrieb..." Ayres hob ihren Kopf, statt ausdruckslos wie sonst reinzuschauen, wurde sie bitter ernst. "
So, so, eine Drohung? Zumindest eine, die endlich die Maske fallen lässt. Doch Drohungen muss man auch umsetzen können, ansonsten sind sie allenfalls selbstschädigend. Also, wie stellst du dir vor, dass ich klein beigebe? Deine Schwester einfach freilasse?" Siradda wurde still, hörte auf zu zittern. Anstatt zornig auf Ayres zu schauen schmunzelte sie fies.
"
Wer sagt denn, dass die Lösung des Problems ist, dass du sie hier und jetzt freilässt?" Sowohl Lauriam als auch Aella blickten beide verwundert zur Seelendämonin. Das kam auch für sie unerwartet. "
Du willst sie einfach im Stich lassen? So viel zu Familienbanden..." Die Erzmagiern seufzte. Das muss etwas gewesen sein, was auch sie nicht erwartet hatte, aber was folgte sollte diesen Vorschlag von Siradda in ein ganz anderes Licht stellen.
"
Ja und nein. Mach mit ihr was du willst.", sprach sie weiter wie zuvor, nur um so explosionsartig wie Scarlet es für üblich schafft ihre Art wieder zu verändern, dieses Mal von dem fiesen Grinsen zu einem ebenso ernst-kalten Blick wie ihn Ayres aufgesetzt hatte. "
Nur wisse dies: Was auch immer du mit ihr - oder uns über sie - anstellst ich werde dir alles doppelt und dreifach zurückzahlen, sobald ich sie mir zurückhole. Lass sie leiden und ich werde dich umso mehr leiden lassen. Sei weiterhin eine Pest für uns und ich prophezeie dir eine äußerst unangenehme Zeit." Sie ging einen Schritte nach vorne und als Ayres etwas erwidern wollte, fiel Siradda ihr sofort ins Wort. "
Über das "wie" musst du dir keine Sorge machen. Das "wann" und "was" viel mehr." Der zweite Schritt und nun begann die Aura mit jedem Schritt auch kräftiger zu werden, Siradda lenkte jedoch mittlerweile ihre Energie so, sodass sie keinen der Geister betreffen würde und erst recht niemanden behindern oder verraten würde, die sich der Dämmerungsmagierin nähern sollten. Ihr war auch bewusst, dass Ayres wahrscheinlich nichts spüren wird - das war aber auch nicht der Zweck. Alles was dies bezwecken sollte war ihr klar zu machen, womit sie sich anlegt. "
Versteck dich hinter Wachen, Mauern, Magie, all das wird dir nichts nützen... denn ich bin ein Geist. Ich hab Zeit, um nach einer Lücke zu suchen. " Wieder ein Schritt, Ayres begann fester und fester auf Siradda zu achten. Sie wollte immer weniger diese Dämonin aus den Augen lassen. "
Und sobald du unachtsam wirst... im schlimmsten Fall... Solltest du mit Schwester eine Grenze übertreten... Einem von uns irgendwas wertvolles kosten... du wirst den Tag bereuen an dem du geboren wurdest." Der nun vierte und letzte Schritt. Bevor sie weitersprach gab es eine kurze Pause. Nicht zu kurz, damit keine Spannung aufgebaut werden konnte, aber auch nicht zu lang, damit ihr gegenüber nicht anfängt ihren Fokus auf sie zu verlieren. "
Ich werde dich zerreißen... nicht töten, nein, aber etwas mit dir machen, was dir den Tod zur Sehnsucht machen wird. Du kannst mir darin vertrauen. Ich weiß was man dazu tun muss. Eine Lebenszeit war mehr als ausreichend um zu lernen, zu verstehen, wie zerbrechlich selbst der stärkste Geist sein kann." Der letzte Teil schaffte endlich das, was sie von dieser ganzen Offenbarung erhofft hatte: Die Aufmerksamkeit der Geiselnehmerin gehörte nun gänzlich der Seelendämonin. Ayres sagte nichts, aber der Angstschweiß verriet sie, als die Frau Siradda keine Sekunde mehr aus den Augen ließ. Sie schien über etwas zu überlegen. Was diese Überlegungen letztendlich waren konnte die Seelendämonin nicht sagen. Von einem einknicken bis zu einem Versuch sie auf Ort und Stelle sofort loszuwerden, es war vieles möglich. Immerhin, was sie, Siradda, hier getan hatte war ein zweischneidiges Schwert zu ziehen.
Sie selbst konnte nun nur hoffen, dass diese Seite, die sie von sich offenbart hatte nicht zu abschreckend für ihre eigenen Verbündete war und die Geister die Gelegenheit nutzen würden, beziehungsweise bereits dabei waren. Wer ihr aber am meisten leid tat war immer noch ihre geliebte Schwester. So wollte sie nicht, dass Aella lernt, was da im Kopf ihrer Schwester wiedererwacht ist. Das hier hatte wertvolle Zeit gekostet, auch wenns im Endeffekt nur wenige Minuten waren. Dennoch nun zählte jede Sekunde, damit sie noch rechtzeitig abhauen können.
Zinnia, die das alles mit größter Aufmerksamkeit mitverfolgte begann nun für sich selbst zu verstehen, was diese Fee damals gemeint hatte. Henry schien nicht übertrieben zu haben. Da sie einen besseren Überblick hatte als Ayres konnte sie zwar verstehen wozu das alles letztendlich gut war, sie konnte es sich aber gut vorstellen, dass dieser Dämonengeist diese Worte in die Tat umsetzen könnte und würde - wenn sie denn dazu getrieben werden würde. Sie würde weiterhin nichts unternehmen, auch wenn sie das möglicherweise tun sollte. Es war alles zu unsicher für sie.
-------------------------------------------------------
Henry fuhr mit dem Gespräch mit der Drachenritterin fort:
"Ich habe Olivia gebeten damit noch ein wenig zu warten, bis all die anderen Informationen bei euch fürs erste sacken konnten. Doch bei dir ist eine Ausnahme denke ich mal angebracht... Du hast dich das schon bei der Besprechung gefragt, aber ja, es gibt einen extrem guten Grund dafür fürs erste diese Dunklen Schwingen so weitermachen zu lassen, wie sie es bis jetzt taten. Dass sie als Ablenkung für den Blutkönig dienen sollen wisst ihr ja bereits. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, wo seine Agenten aus den Schatten treten, um etwas zu versuchen, soviel ist sicher. Es gibt aber auch noch einen anderen Grund: Wir wollen garantiert nicht, dass dieser Magier und ganz besonders nicht der Geist dieser Winddämonin zu ernsthaften Schaden kommt. Zu dem Rest dieser Gruppe kann ich nichts zu sagen, zu diesem Fall, diese drei, schon." Einerseits wollte Zinnia diese Fee nun weitersprechen lassen, doch andererseits brannte ihr da nun eine Frage auf der Zunge, die unbedingt raus wollte. "
Du... du weißt etwas über die drei? Was... Wie... Nein, wie lange?" Wieder dieses freche Kichern, dieses Mal allerdings gab es der Drachenritterin Gänsehaut. "Gute Frage. Lass mich nachdenken... Das erste Mal habe ich von den beiden Dämonen etwas gesehen..." Er tat so als würde er nachdenken, dabei war es offensichtlich, dass er es ganz gut wusste. Lange hielt Henry sie zum Glück nicht hin. "In ihrer Zelle bei einem meiner Versuche unbemerkt in diese Festung einzudringen, um mir mal wieder die Zeit zu vertreiben. Das war vor... 50 Jahren? Vielleicht auch 60." Zinnia war nicht die einzige, die sich das dachte, aber nun hatte sie wohl die offizielle Bestätigung, dass Henry schon viel länger in dieser Geschichte herumgeisterte als der Orden überhaupt existierte. Er weiß mehr, als er es für üblich zugibt... "Aber ich erspar dir die Details. Viel wichtiger ist, dass ich dir von meinen Beobachtungen sagen kann, dass du wirklich, wirklich nicht diese Seelendämonin gegen dich aufbringen möchtest und noch viel weniger zum äußersten treiben!"
Eine für Zinnia unverständliche Behauptung.
"
Warum denn das? Das ist, sofern man nicht gefangen genommen wird, doch diejenige unter allen von denen, die doch mit am ungefährlichsten ist?"
Henry schüttelte seinen Kopf. "Im Moment vielleicht, wenn sie so bleibt wie kurz nach ihrer Flucht. Vielleicht auch noch, wenn sie wieder zurück zur alten Form findet. Darüber hinaus, wenn sie anfangen sollte Praxiserfahrungen zu sammeln? Nun lass es mich so sagen... Bleib lieber mit Idunn in der Luft. Ich hatte sie in dieser Zelle des Öfteren beobachtet und glaub mir, sie hat irgendwann angefangen diese Zeit auch zu nutzen! Diese auf dem ersten Blick zierlich wirkende Dämonendame ist ein Monster und das hat sie selbst längst realisiert!"
Die Ordensritterin war sich nicht sicher, ob sie das richtig verstanden hatte. "
Du meinst... was genau?"
Henry begann zu überlegen und wirkte dieses Mal zumindest so als würde er es ernsthaft tun müssen.
"Stell dir eine Mischung aus folgenden Zutaten vor: Erstens, eine Dämonin, die von Natur aus eine extrem hohe Verbindung zu ihrer Magie besitzt."
Zinnia wusste sofort was er meinte. Zwei Dämonen mit derselben Magie, Erfahrung, Alter und so weiter sind nicht unbedingt gleich mächtig. Ein Mensch kann bestimmte natürliche Veranlagungen besitzen, die ihn als Dämon dann eine Art Bonus gewähren - wobei manchmal diese auch erst bei der Mutation dazukommen - auf der anderen Seite kann es aber auch Dämonen geben, deren Magie extrem schwach ist. Das geht in beide Richtungen. In diesem Falle geht es aber in Richtung oberes Ende.
"Zweitens, ihr hohes Alter. Das bedarf denke ich am wenigsten bei einem Dämon eine Erklärung."
Desto älter, desto tendenziell stärker sind sie.
"Drittens und das aus meiner Sicht gefährlichsten: Eine Kombination enorm hohe Menge an freier Zeit, keinen anderen Beschäftigungen zum ablenken, ein einfallsreicher, intelligenter Verstand und zu guter Letzt einen guten Grund nach Rache zu sinnen." Kurz nachdem er das gesagt hatte sprang die Fee auf und machte sich bereit zu gehen. "
W-warte! Denkst du nicht, dass du etwas übertreibst? Und wenn nicht, warum soll der Rest nicht davon erfahren? Im Grunde sagst du, wir sollen den beiden nichts tun, da diese Siradda gefährlich sei. Aber ist das nicht umso mehr Grund zu handeln? Sie kann auch für andere gefährlich werden, wenn irgendwas mit dem Magier und ihrer Schwester geschehen sollte!" Henry wendete sich nicht mehr zu ihr hin, sondern beendete dieses Gespräch mit einer letzten Erklärung. "Gut möglich. Dann könnte sie zum Problem werden. Ich habe sie nur beobachtet, in ihren Kopf habe ich mich nicht hinein getraut. Selbst für jemanden wie mich könnte das gefährlich enden, fürchte ich. Aber im Moment hält sie sich noch zurück und ist für niemanden eine Gefahr, der oder die es nicht darauf anlegt. Noch kann alles ein gutes Ende nehmen, solange sie an dem festhält, was sie wiedergefunden hat. Das kann allerdings nur die Zeit für uns beantworten. Fest steht aber für mich, dass ein voreiliges Handeln nur zu unserem Nachteil enden würde und du weißt, dass ich vorhabe dieses Spiel zu gewinnen! Also Zinnia, tu mir den Gefallen und halt dich zurück, was auch geschieht, solltest du zufällig auf diese Gruppe stoßen." Damit war Henry seinerseits fertig und zog von dannen. Zinnia blieb nichts anderes übrig als für einen Moment auf dem Sofa zu verweilen, ehe sie Minuten später den Ring zurücklegte, die beiden Schatzwächter hereinholte, sie den Inhalt überprüfen ließen und dann selbst sich entfernte. Sie hat Idunn viel zu lange warten lassen...
___________________________