Ayres schaute um sich herum, darauf wartend, dass irgendwas geschehen würde. Ihr entging nicht, dass weitere Lichter angingen bei den Häusern an der südlichen Seite des Platzes, im Moment würde sie aber von niemand gesehen werden. Ihre lichternde Kette dagegen schon. Es war kein strahlendes Licht, sondern mehr gedimmt. Nicht, dass es sie wirklich stören würde. Viel mehr wartete sie, wartete bis die Motten zum Licht kommen würden und ließ einen Teil des gestohlenen Lichts zurück in den Laternen fließen, um für ihre eigene Sicht zu sorgen. Aella hielt sie natürlich auch im Auge, denn dieser gefiederte Dämonengeist war ziemlich widerspenstig. Selbst wenn die Kette um sie herum wieder enger wurden, versuchte sie es dennoch es irgendwie aus ihrer Situation zu schaffen. Vergebens. Sie wurde so schwach, dass sie langsam zu Boden sackte. "
So eine... Scheiße...", sprach sie müder Stimme aus. Wäre sie kein Geist, würde sie nun weinen, so fertig war sie.
"
Ayres... Ist das notwendig? Warum verscheuchst du den Geist nicht einfach und gut ist?" Die Erzmagierin schaute zu der Drachenritterin hinter sich mit einem fragenden Blick. "
Denkst du wirklich, das würde für etwas Privatsphäre reichen? Zumal, eine Dämonenjägerin möchte einen Dämonengeist davon kommen lassen?" Zinnia wollte schon darauf antworten, da bemerkten sie und Ayres, dass jemand ihnen bereits näher gekommen war. Jemand kam ihnen frontal mit gezogener Waffe entgegen gelaufen. Ayres begab sich bereits in Kampfposition, während Zinnia ein paar Schritte nach hinten tätigte. Doch jemand anderes, der zusätzlich dazustieß, sollte bei dem Geschehen noch rechtzeitig eingreifen.
"
Stopp!", rief Lauriam dem weißhaarigen Jungen hinterher.
Er kam zehn Schritte entfernt vor den beiden und damit auch neben dem hoffentlich anfgehaltenen Jungen zum stehen. Beide Seiten beäugten sich im ersten Moment, wobei Ayres Blick sich auch neben dem neu dazu gestoßenen Mann fokussierten. Dort wo Siradda stand. Ihr entging nicht der Blick des gehörnten Dämonengeistes. Ebenso wenig entging Zinnia, dass Ayres wohl noch jemanden sah.
"
Noch einer oder eine, hm?", fragte sie rhetorisch zur Dämmerungsmagierin, ehe sie zum ernst blickenden Mann hinüberschaute. "
Eine der ersten Lektionen, die alle Rekruten bei uns bekommen ist, dass uns verinnerlicht wird, dass jeder Dämon einst ein Mensch war und auch nicht zwingend auf böses aus sein muss. Wir raten zur Vorsicht vor ihnen, aber wir jagen nicht ohne Grund einen Dämonengeist, sind sie als Geist ja auch nicht mehr länger darauf angewiesen Menschen zu fressen. Was Ayres Fang aber nun angeht... macht das unter euch aus." Die Ordensritterin hatte absolut kein Interesse daran in das hier nun so hineingezogen zu werden. Zumal sie sich wegen des Mannes, Lauriam dürfte sein Name sein, sich denken konnte welche beiden Geister sich nun hier befanden. Mehr sogar, die in der Luft dürfte die Winddämonin gewesen sein, die neben ihm dürfte dann... Siradda sein. Den anderen Jungen ignorierte sie dabei nicht, doch lag ihr Fokus grad nun einmal bei einem anderen Gedanken. Eine Vermutung, die sie einige Tage zurückversetzte...
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Vor wenigen Tagen im Stützpunkt des televanischen Ablegers des Ordens der Erlösung.
Bereit zur Abreise für ihren nächsten Einsatz und geschafft von den beiden Besprechungen zuvor machte sich Zinnia auf dem Weg zu ihrer Idunn. "
Oh Olivia, was hast du dir da nur wieder einfallen lassen...", seufzte sie entgeistert vor sich hin, als sie ein wenig den Kopf hängen ließ.
"So hört man dich aber selten." Zinnia schreckte sofort auf und schaute sich um. Den Ursprung dieser Stimme fand sie somit schnell hinter sich an der Mauer angelehnt. "
Henry! Wenn du dich schon materialisierst, dann bitte zumindest vor uns. Die Chefin hat dir das doch schon tausendmal gesagt!" Die Drachenritterin schüttelte sich ihren Kopf. Sie ist nicht die erste, die durch sowas einem Herzinfarkt näher kam als ihr lieb ist. "
Also, was möchtest du? Oder soll ich erstmal..." Er nickte und verwies auf einen Raum am Ende eines Ganges, nur um sich dann wieder dematerialisieren. Zinnia war nicht gänzliche begeistert davon, wenn diese Fee sich aber schon die Mühe macht sich zu materialisieren kann sie ihn andererseits ja wohl kaum hängen lassen. Nochmal seufzte sie, machte sich dann aber auf dem Weg zum Raum. Es war ein kleiner Raum, mit ein paar Pflanzen, einem Teppich, einem Tisch und ein paar Sitzplätzen ausgestattet. Zwei Mitglieder spielten grad irgendein Kartenspiel gegeneinander, sahen dann aber zu ihr auf. Sie nickten sich gegenseitig zu, worauf die beiden eine Schatulle mit zwei Schlüssellöchern hervorholten. Die beiden waren dafür da, dass niemand den kleinen Schatz, der sich darin befand, unbemerkt entwendet, hatten aber jeweils auch einen der benötigten Schlüssel zum Öffnen.
Die Schlüssel im Schlüsselloch wurden gedreht, die Schatulle öffnete sich und gab somit einen Ring frei. Zinnia nahm diesen in ihre rechte Hand und zog ihn auf den Ringfinger ihrer linken Hand und wartete dann nur noch ehe die beiden Schatzwächter sich vor die Tür verzogen.
Auf einem Sofa, so konnte sie nun sehen, hatte sich Henry bereits hingesetzt.
"Ich dachte du bist rechtshändig? Wozu dann auf die linke Hand?", schmunzelte er ihr entgegen, was sein Gast nur erwidern konnte. "
So neugierig wie eh und je, hm? Nun, der einzige Ring, der auf meine rechte käme wäre ein Verlobungsring. Weit entfernte Zukunftspläne also, das ist alles." Die beiden lachten für einen Moment über Zinnias Antwort, ehe diese nun aber, so neugierig wie eh und je, wissen wollte, was Henry zu diesem Treffen geleitet hatte. "
Was verschafft mir die Ehre?", fragte sie während sie sich woanders auf dem Sofa hinsetzte. Die Fee, die in etwa wie die rechte Hand Olivias fungierte fasste sich zuerst ans Kinn, überlegte "Wie fange ich am besten jetzt damit an...", fragte er sich und schaute dann zur Drachenritterin herüber. Er zeigte auf sie. "Man könnte sagen es geht um dich." Zinnia hob eine Augenbraue. "
Bitte was?" Zuvor saß sie noch ganz entspannt neben der Fee, doch nun drehte sie sich direkt zu ihm. Wie immer hatte er sein freches Grinsen aufgesetzt, als wäre er ein Kind... was so verspielt wie er manchmal ein sehr passender Vergleich ist. Ja, um genauer zu sein wussten die meisten im Orden der Erlösung, dass alles für ihn tatsächlich mehr wie ein Spiel für ihn ist. Ein besorgniserregender Gedanke, doch andererseits hat er sich zumindest dafür entschieden auf ihrer Seite zu "spielen". Für Zinnia und viele andere eine Logik, in die sie sich nicht reinversetzen könnten, doch hierbei handelte es sich immer noch um eine Fee, die mit ihrer deutlich höheren Lebenszeit wohl genug gesehen hat, um sich für diese Denkweise zu entscheiden.
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Ayres hatte nichts mehr zu dem was Zinnia zuvor gesagt hatte zu sagen. Stattdessen wanderte ihre Aufmerksamkeit ganz zu den drein vor ihr.
"
Dann sagt mir doch mal wofür ihr hier seid." Die Dämmerungsmagierin konnte es sich bereits denken, wollte aber die Bestätigung haben.
"
Stell dich nicht dumm und rück meine Schwester heraus!", rief ihr Siradda wütend entgegen. "
Deine Schwester? So leicht wird das nicht, kleine Dämonin... Sie hätte sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen dürfen, aber nun müssen wir eine Lösung finden."
Lauriam hatte es sich bereits denken können. Aella sollte den Lockvogel für sie spielen.
"
Und was schwebt der Dame vor?", fragte der Spezialagent. Was nun kommen würde war schwerlich nicht zu erkennen.
"
Wie wäre es, wenn ihr mir offenbaren würdet warum ihr hier seid?"
Aella, die bereits erschrocken darüber war, dass die beiden sich so offen zeigten und sich Gedanken wegen ihrer Schwester machte, mochte das gar nicht gerne hören. "
Nein, sie soll ni-" Die Kette wurde wieder ein Stückchen enger. Die Erzmagierin wollte keine Einmischung von ihr so viel wurde klar und Siradda machte dies nur wütender.. "
Und?", wurden Lauriam und Siradda gefragt. Beide gaben ihr dasselbe wieder:
"
Ausgeschlossen! "
Alles was das bei dem Ratsmitglied bewirkte war ein Schmunzeln. "
Dann werde ich sie wohl noch ein wenig mitnehmen. Sie dort lassen, wo ich zumindest sie im Auge behalten kann."
"
Wirst du nicht.", gab die Seelendämonin ihr flott wieder, woran Lauriam anschloss. "
Ayres Lepore, wir werden dein Spiel nicht mitmachen."
"
Du möchtest uns zum Kämpfen bringen, ist es nicht so? Hier auf diesem offenem Platz, hier wo bereits jetzt, aber bald viele mehr Augen aus ihrer sicheren Entfernung das Geschehen beobachten können... aber nicht hören können. Das Licht von eben... wir sind nicht die einzigen, die du gedenkst anzulocken, ist dem nicht so?"
Lauriam versuchte darauf zu Amen zu sprechen.
Steck deine Waffe für den Moment bitte weg. Wenn die Stadtwache wegen dem Licht von eben hier aufkreuzen sollte wäre es schlecht wenn sie dich mit gezogener Waffe sehen.
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Reyson und Amid verstanden schnell worauf Rhords Fragen hinlenkten, als Noire weiter ausholte. Was sie wegen Kallin meinte verstanden beide dagegen weniger. Auch ihre Vorstellungen bezüglich ihrer Hilfe beim Attentat auf Nergal brauchte ein wenig mehr, denn auch Rhord verstand nicht, was sie machen könnten.
"
Könntest du versuchen dich ein wenig genauer zu erklären? Dass zumindest die beiden, Theo und Yuria, nicht betroffen zu sein scheinen ist eine gute Nachricht, aber wie meinst du wird es mit Kallin stehen? Bisher hatte ich so gut wie gar nicht mit ihnen zu tun, aber ich weiß, dass sie recht häufig zusammen irgendwo rumhängen, sofern sie nicht gerade am arbeiten sind. Aber ja, am meisten sah auch ich Kallin in Nergals Nähe.” So viel zu diesem Studenten, weiter zu... "
Wie gedenkst du dann morgen zu verfahren? Werdet ihr das Treffen ohne ein Wort an ihn sausen lassen? Und was wollt ihr dann beim Training machen? Tut mir leid, aber ich versteh nicht wirklich worauf du aus bist...”