Vada bejahte Lauriams Frage, ob er denn über die Ränge Bescheid wüsste und auch was Vertrauen untereinander anging. Wo er aber korrigierte war die Sache mit der Offenheit. Er erklärte die Vorteile und damit auch die Folgen daovn, wenn man zu offen seine Konkurrenten loswird.
„Was das angeht, das hast du wohl überall. Auch bei der Schwarzen hand will niemand so wirklich mit jemanden wie Braig arbeiten. Der Unterschied ist wohl nur, dass so jemand allein deswegen nicht verstoßen wird… oder in unseren Falle nicht zum Schweigen gebracht wird. Den Aufstiegschancen tut das aber letzten Endes nur den wirklich talentierten noch gut, bei allen anderen wäre das mangelnde Misstrauen aber einfach größer als der Nutzen, den jemand haben kann.“
Dann wechselte sich das Thema zu Siradda und Vada hatte eine berechtigte Frage, auf die Lauriam einerseits schon eine Antwort hatte, andererseits aber auch schon ein Problem sah.
„Nun, in der Geisterwelt hat sie nach wie vor kaum Selbstverteidigungsmittel. Normale Waffen kann sie keine tragen und beim Nutzen von Dunkelheitsmagie hat sie auch noch ihre Probleme, die sie einfach nicht los wird. Ihre stärkste Verteidigung ist wohl ihre Schwester, die sie beschützen könnte. Zumindest wenn man die Möglichkeiten bedenkt, die Siradda willens ist zu nutzen, beziehungsweise ihre Umstände.“
Siradda hatte es mitbekommen, das über sie geredet wurde und schaute müde zu den beiden. Sie fühlte sich noch immer schlecht, aber sie glaubte so langsam, dass da nicht mehr viel nachkommen dürfte. Immerhin, irgendwann muss da doch auch mal Schluss sein, oder? Ein Glas Wasser wäre aber jetzt nicht schlecht…
Jedenfalls betrübte es sie zu hören wovon Lauriam imstande war anzufangen zu reden. „Wenn sie mehr dazu bereit wäre ihre Fähigkeit zu nutzen, dann könnte sie sich aber einen weitaus größeren Schutz aufbauen. In Zusammenarbeit mit ihrer Schwester, die die Gegner erstmal schwächen könnte, könnte Siradda rein theoretisch jedem Geisterwesen eine Gehirnwäsche verpassen mit dem sie lange genug in Berührung käme und diese für sie kämpfen lassen oder auch darüber hinaus mit sich nehmen. Was die maximale Anzahl angeht gibt’s natürlich ein Limit, welches mir nicht bekannt ist, aber wenn man ihr etwas Zeit gibt könnte sie sogar einen Naturgeist oder sogar eine Fee auf ihre Seite zwingen. Bei normalen Geistern geht das jedenfalls sehr schnell. Du hast ja möglicherweise gesehen wie schnell ich mit ihrer Kraft die Seele von Claire manipulieren konnte.“
Wenn Vada sich erinnert wurde die aus Claire herausgezogene Seele im Handumdrehen von einer weißen, unmanipulierten Seele zu einer schwarzen, manipulierten Seele. Siradda wollte dazu gerne etwas sagen, aber in dem Moment wo sie ihren Mund aufmachte brauchte sie wieder den Eimer. Der Kampfmagier übernahm wieder für sie.
„Es mag für uns beide weniger verständlich sein, aber sie mag den Gedanken nicht andere Wesen so zu manipulieren. Selbst das was sie mit dieser jungen Frau gemacht hat mag sie selbst auch nicht so wirklich. Sie versucht sich selbst Grenzen zu setzen und mag es auch nicht, wenn ich über einen Pakt ihre Magie einsetze, auch wenn sie dies als Teil unserer Vereinbarung zu akzeptieren gelernt hat.“
Zwischendurch schaffte Siradda es endlich eine Pause zwischen diesen Anfällen zu bekommen. So schlapp…
“A-aber ich finde es auch gut, wenn du dich meinetwegen manchmal zurückhälst!”, sagte sie in Richtung Lauriams, ehe sie zu dem Rest noch etwas sagen wollte. Viel Zeit besaß sie in jedem Fall nicht. „Durch meine Hände ist schon so viel Leid geschehen, da will ich nicht auch noch anfangen freiwillig noch viel mehr solches anzurichten... Zumindest wenn es sich vermeiden lässt. Dass ich diesen Körper gestohlen habe ist schon falsch genug. Wenn ich nun anfangen würde mir einen Schild aus Fremden und Sklaven aufzubauen, Amen würde auf einmal komplett richtig damit liegen, dass ich zu dem wurde, von dem ich versuche wegzulaufen… Auch wenn ich zugeben muss, dass ich bei boshaften Seelen manchmal am Zweifeln bin, wie sehr meine Grenzen noch Sinn machen... Verdienen welche wie Braig, der Typ der Schwarzen Hand, den wir trafen oder bösartige Dämonengeister nach ihrem Tod solch eine Rücksicht, trotzallem was sie zu ihren Lebzeiten gemacht hatten? Als ich diesen Typen heute beim schreien beobachtet hatte musste ich zugeben, dass ich irgendwann angefangen habe ihn nicht mehr als eine Person wahrzunehmen, sondern als… ähh…“ Siradda wollte das Wort jetzt nicht aussprechen, an welches sie zuerst dachte. Aber was könnte sie denn noch…
… ein Ding zu sehen…“ Das kam sehr nahe an dem ran, was sie ursprünglich sagen wollte…
Während ihr neuer bester, nicht lebendiger Freund wieder rufte musste sie über ihre eigenen Worte nachdenken. Dass sie allein schon anfing so zu denken… War dieser „Schutz“, den sie sich aufbaute dabei in sich zusammenzufallen? In der Geisterwelt schaute auch schon ihre Schwester leicht besorgt.
Vielleicht sollten sie Lauriam darüber nun endlich einweihen?
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Was Korina da sagte überraschte den Dämon. Er hätte nicht gedacht, dass jemand wie sie denken könnte, dass sie ebenfalls nicht so viel vorzuweisen habe. „Das hätte ich so nie für möglich gehalten. Also sowohl, dass du da ebenso wenig hast wie ich, aber auch, dass andere sich von dir fernhalten wollten. Schon bevor das mit diesem Schwert für dich anfing, meine ich. Du kommst mir jedenfalls nicht wie jemand vor, von der ich mich bewusst fernhalten wollen würde! Was soll denn an jemanden abschreckend sein, die einfach nur Schwerter mag?“
Das verstand er wirklich nicht, aber wo er hinter kam war das was Korina anfangs sagte. „Du meintest da eben etwas von „Hart trainieren, hart feiern“. Vielleicht wäre das zweite davon das, was mir fehlt. Auf Iridae waren die Feste ja auch schön gewesen. Nur kann man nicht nach jedem Training ein Fest abhalten…“
Der Echsendämon merkte von selbst, dass er anfing sich zu sehr auf „Feste“ zu konzentrieren als eine Alternative. Und dennoch fiel ihm dazu etwas gutes ein: „Sobald wir hier fertig sind und meine Freunde rausgeholt haben könnten wir ja mal schauen, ob wir irgendwo wieder feiern gehen könnten. Bei anderen Aufträgen dieser Mistkerle könnte ich das zwar nicht, aber das hier ist ja nochmal was anderes!“ Und darüber hinaus… „Aber neben „feiern“, was hattest du sonst noch gerne nach einem ereignisreichen Tag gemacht? Du wirst ja sicherlich auch irgendwo eine Abwechslung gesucht haben.“ Für ihn klang es jedenfalls nach einer guten Idee einfach mal zu versuchen herauszufinden, ob etwas was Korina gerne machte ihn auch reizen würde.
„Was das mit den Drachen angeht bin ich übrigens ziemlich neidisch, musst du wissen. Ehe ich lernte, dass die Drachen mich wohl am liebsten tot sehen würden wollte ich eigentlich auch mal sehr gerne dieses Land besuchen. Daraus wird aber wohl selbst mit dem Ring, den mir Rail gab wahrscheinlich nichts. Sollen ja immerhin ziemlich mächtig sein. Wer weiß ob sowas dann auch ausreichen würde…“
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Es überraschte den Fuchswandler nicht, dass Genevieve diese Frage verneinte. Ganz und gar nicht. Was dies dann schon mehr tat war, war dass sie ausgerechnet eine Frage stellte, die schwierig für Itsuki zu beantworten war. Als würde sie es wissen, dass er etwas gesagt hatte.
Ohne sich etwas von all dem anmerken zu lassen versuchte das Ratsmitgleied dennoch eine zufrieden stellende Antwort zu geben:
"Nun, ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern ihm irgendwas gesagt zu haben, was ihn irgendwo anders als zu dir zurückgehen lassen würde. " Es war erschreckend, dass er damit nichteinmal lag, war es doch das exakte Gegenteil, was er tat. "Ob er auch noch andere Pläne hatte, hatte er mir aber auch nicht gesagt, daher weiß ich nicht was eure Absprachen waren. "
So einfach stehen lassen wollte er die Dämonin aber ebenfalls nicht. Er wusste, dass sie die Stadt kaum so einfach verlassen würde, ehe sie nicht ihren Halbbruder wiedergefunden hat. Egal ob er sie nun warnt oder nicht. Doch was er dabei war zu starten war riskant… doch wenn er das Gesamtbild betrachtete…
"Es tut mir wirklich leid, dass ich da nicht weiterhelfen kann. Doch ich habe Khan als jemand gutartiges kennengelernt und was auch immer ihm zugestoßen ist, ich möchte zumindest nicht untätig gewesen sein… Meine Arbeit wird mich zwar wieder bald beschäftigt halten, doch ich kann versuchen euch Unterstützung zu geben. Zumindest sollte ich in der Lage sein irgendwelche Informationen zu seinem Verschwinden aufzuschnappen. " Es bei diesem Angebot einfach so zu belassen, das wäre jedoch fatal, so konnte sich der Fuchswandler bereits gut vorstellen. "Aber… bitte macht euch keine Hoffnungen, die vielleicht nicht mehr erfüllt werden können… und bitte macht nichts unbedachtes, auch wenn es schwierig werden dürfte. Ich mag toleranter als andere sein, doch ich kann nicht über alles hinwegsehen und stille bewahren..."
Vor ihm stand eine nach ihrem Halbbruder suchende Schwester und eine Dämonin. Itsuki wusste, dass diese Wesen besonders bei einem langen Leben mehr und mehr anfangen können zu gewalttätigen Mitteln zu greifen, besonders in Notsituationen. Zeit war ironischerweise in solchen Zeiten einfach nichts, was ihnen in die Hände spielte. Im Gegenteil. Er musste zumindest versuchen zu verhindern, dass die Situation sich verschärft.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Tobi« (27. September 2019, 18:41)