Mit ihrem Scherz hatte Korina wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Es war süß, mit anzusehen, wie verlegen sie das machte. Aber sie rächte sich sogleich, indem sie Korina das Angebot machte, sich zu revanchieren. Nach einem kurzen überraschten Blick fragte Korina, halb verlegen und halb neugierig:
"Darf ich wirklich?" Nach den Kapriolen in der Nacht des Festes wusste sie, was passieren könnte, wenn sie eine falsche Bewegung machte. Andererseits bedeutete es ihr auch sehr viel, dass Noire ihr dermaßen vertaute. Langsam erhob Korina also ihre Hand, platzierte sie auf Noires Kopf und strich ihr vorsichtig durch die Haare, immer bedacht, nicht gegen ihre Ohren zu stoßen.
Schon komisch. Die Erinnerungen, die der falsche Rabenteufel in ihr erweckt hatte, geisterten noch immer ein bisschen in ihren aktiven Gedanken herum, aber bei Noire lösten diese Berührungen keine Abwehrreaktion heraus.
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Als das Knie der Studentin in Scarlets Brustkorb krachte, fand Genevieve, dass es an der Zeit für sie war, sich einzumischen. Selbst mit schnellem Einsatz von Heilmagie konnte eine solche Verletzung leicht zum Tod führen. Einige Leute in der Meute waren zwar entsetzt über die Brutalität des Manövers, andere Leute, insbesondere einige, die zu den höheren Schichten gehörten und gekommen waren, um, anders als die aggressiven Studenten, tatsächlich eine friedliche Diskussion mit den Gläubigen zu halten, bürgten jedoch dafür, dass Yuria bekannt dafür war, in Kämpfen schwere, aber nicht tödliche Verletzungen zu erteilen, und dass man sich keine Sorgen machen sollte. Jedenfalls mischte sich keiner aus dem Mob ein.
Die Predigerin konzentrierte sich und sprang von der Bühne - und eine Veränderung des Luftdrucks, die sie mit einem Zauberspruch vollbracht hatte, sorgte für einen Aufwind, der sie die ganze Distanz bis zum Kampf trug. Für Laien war dieses Manöver sicherlich spektakulär, es sah fast schon so aus, als würde Genevieve fliegen.
Zu ihrer Überraschung schaffte es der Rotschopf tatsächlich, noch aufzustehen. Die Verletzung war noch da und sie spukte Blut, aber überhaupt noch stehen zu können nach so einem Treffer, das ließ auf eine Form der magischen Regeneration schließen. War sie eine meisterhafte Thermomantin? Oder eine Dämonin, die ihren Mantel genutzt hatte, um nicht als solche erkannt zu werden, während sie ihre Fähigkeiten zuvor auf die Studentin eingesetzt hatte?
Besagter Mantel war jetzt viel offener als zuvor, und Gen wusste sofort, warum Khan dieser Frau so schnell zur Hilfe geeilt war. Bah, Männer. Jedenfalls schien diese Frau eine Tätowierung auf der Brust zu haben, die zum Leben zu erwachen schien. Ein fortschrittliches Symbol, oder ein Angeborenenmerkmal? Diese Person wurde von Sekunde zu Sekunde interessanter.
"Du meine Güte, ihr haltet euch auch gar nicht zurück. Wäre das nur eine Prügelei geblieben, hätte ich noch gewartet, bis ihr Hitzköpfe euch abkühlt. Tödliche Attacken jedoch... die wird euch weder ein Richter noch ein Gott verzeihen. Als Gastgeber bei diesem friedlichen Fest ist es meine Pflicht, meine Gäste vor hasserfüllten Eindringlingen zu schützen." Yuria konnte spüren, wie die Temperatur in ihrer Umgebung schlagartig absank. Luftfeuchtigkeit kondensierte zu Wasser, dass sich am Boden sammelte und in einem Radius von zwei Metern um die Studentin eine Eisfläche bildete, die ihr die Bewegungen erschweren sollte. Anschließend erschuf Genevieve mehrere schwere Seile aus Schatten, die sie auf ihren Gegner feuerte. Diese sollten sie umwerfen und behindern, und es würde zwar nicht schwer sein, sich von den Schattenseilen loszureisen, aber die Mischung aus Fesseln und einem rutschigen Boden sollte sie davon abhalten, viel zu machen, bis Scarlet ganz auf den Beinen war.
"Wie steht es um deine Verletzungen?" fragte Genevieve die Rothaarige.
Nachdem sein Fußfeger daneben ging und er die Faust seines Gegners auf sich zukommen sah, tat Khan etwas unerwartetes - er ließ sich treffen. An einer Schwachstelle wie der Kniekehle getroffen zu werden, konnte einem das Gleichgewicht nehmen und dem Gegner so einen Vorteil zu schaffen. Doch bei diesem Fausthieb drehte er seinen Kopf einfach so, dass die Wucht des Aufpralls auf das Jochbein ging. Wenn man keinen Schwachpunkt traf, machten Khan solche Hiebe nichts aus. Denn er war nicht die Art von Mensch, die sich durch einen einfachen Schädeltreffer beirren lassen. Insgeheim war Khan ein Dämon, und damit viel härter im Nehmen.
Als Kallins Faust also in die Seite seines Gesichts einschlug, versuchter Khan, seinen Gegner am Arm zu packen, um ihn dann mit ganzer Kraft von den Füßen zu ziehen und ihn zu Boden zu werfen.
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