Als die Gruppe den Steg hinunterging, kam ihnen ein wahrer Berg von einem Mann entgegen. Mit fast zweieinhalb Metern Größe, prallen Muskeln und einer zum Großteil von Tätowierungen bedeckten Haut glaubte Korina für einen Moment, er sei ein Angeborener. Seine rohe Körperkraft wurde durch das Schleppen einer großen Kiste verdeutlicht, aber während er wohl einer der stärksten Männer weit und breit war, schien es ihm an Geschick eher zu mangeln, denn er ließ die Kiste fallen, und getrocknete Krabben verstreuten sich über den Steg. Panisch versuchte er der Gruppe zu vermitteln, dass sie aufpassen und nicht versehentlich die Ware zertrampeln sollten, und Korina hielt noch rechtzeitig an. Nicht, weil sie seine Warnungen vernommen hatte - Nein, ihr Iridaisch war so schon schlecht, und dieser Typ sprach mit einem unentschlüsselbaren Akzent und scheinbar eher schlechter Grammatik, weswegen Korina kein Wort verstand - sondern nur aufgrund seiner sichtlichen Angst davor, dass die Ware beschädigt werden konnte. Er war wohl sehr seiner Arbeit gewidmet.
Karli schien Angst vor dem Großen zu haben und versteckte sich hinter Korina, die versuchte, sie zu beruhigen.
"Sch, ganz ruhig, ich glaub nicht, dass er uns was tut." redete sie ihrer Freundin zu.
"Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er keiner Fliege was zu leide tun könnte."
Währenddessen sprach Noire den Riesen in ihrer Muttersprache an. Hier konnte Korina ein bisschen was aufschnappen, da die Worte der Katzenwandlerin viel klarer waren. Sie erklärte dem Riesen, der sich als Dalalala vorstellte (das war das einzige, was Korina von ihm verstand. "Ich bin" ist schließlich in jeder Fremdsprache immer das erste, was man lernt), dass sie gerade aus Pysajel kam mit der Söldnergruppe Schattenwolf, nein, sie
gehörte zu Schattenwolf. Wäre Korina eine dahergelaufene Fremde ohne Wissen über Noires Begleiter gewesen, hätte sie das garantiert falsch verstanden. Die Söldnerin benannte das Symbol auf der zerbrochenen Kiste mit irgendeinem langen Wort uns redete von Trauer. Konnte es sein, dass der große Bursche in Sklave war, und sich deshalb so unterwürfig verhielt? Zuletzt redete Noire noch davon, dass sie irgendwo hin müsste und sie sich dann noch mal mit ihm treffen konnte.
Korina wollte ebenfalls beim Einsammeln der Krabben helfen, als sie von Lauriam abgelenkt wurde, der gerade eine Zeitung las.
"Was ist denn passiert?" fragte sie mit bleichem Gesicht.
Séamus musterte den Sklaven neugierig.
"Hui, nicht schlecht." murmelte er und machte sich daran, Dalalalayka, Vitaya und Hokulani zu helfen. Dabei folgte er dem Gespräch zwischen Noire und Dalalalayka. Da er im Auftrag seines Vaters viel herumreiste, hatte der Dämon sich über die Jahre ganz anständige Iridaisch-Kenntnisse zugelegt, was auch nützlich war, weil der Inselstaat eine Hochburg der Künste war und deshalb viele Bücher in der Sprache verfasst wurden.
Mit vier Paar Händen waren die Aufräumarbeiten schnell abgeschlossen.
"Dann hoffen wir mal, dass dein Herr ein Wiedersehen auch erlaubt, Großer." sagte der Dämon in Iridaisch, wobei es bei ihm übermäßig formell klang, da er nicht viel Erfahrung hatte, die Sprache laut auszusprechen und er sich auf einfache Satzstrukturen verließ.
_____________________________
@Nadzieja: @DancingMoon: @Tobi: