Es war mitten in der Nacht, als Matthew sich von seinem Schreibtisch erhob und seine Mechanikerbrille absetzte. Er hob Caelum, die Waffe, die einem Katana nicht unähnlich war, in der Hand, und stellte befriedigt fest, dass es nicht schwerer war als zuvor, obwohl er einige Modifikationen vorgenommen hatte. Prüfend betätigte er den Hebel, den er neu installiert hatte, und befand, dass seine Arbeit hieran vorerst beendet war.
Er positionierte das Schwert neben Gemini in einer Halterung an der Wand und machte sich die knarzende Holztreppe hinauf, wo sein Bett schon auf ihn wartete. Er hatte den Rhythmus für Tag und Nacht in den letzten paar Tagen verloren, zu sehr war er durch den Wind. Erschöpft ließ er sich auf das Bett fallen und löschte das Licht, doch der Schlaf hielt noch Abstand von ihm.
Er rief sich noch einmal die Augenblicke in Erinnerung, die ihn so sehr aus der Fassung gebracht hatten. Wieso hatten sie das überhaupt getan?
Sie waren in Xeng gewesen, Evelyins alter Heimat. Gefangen in einer Illusion, in der er sogar handlungsunfähig war. War das Schuld seines Geistwandelns, dass er in einer anderen Illusion gefangen völlig machtlos war? Und als die Dämonen angriffen, blieb Altaris zurück, der kurz zuvor noch Evelyn zur Frau genommen hatte. Blieb zurück... um zu sterben?
Seitdem füllte Matthew nur noch Leere. Er war damals mit den anderen Hinausgezogen, um den Dämon zu töten, der Carter auf dem Gewissen hatte. Seinen Vater. Mit einem bitteren Lächeln stellte er fest, dass er Carter gar nicht mehr als seinen Vater ansah, obwohl er ihn als nichts anderes kennen gelernt hatte. Sein Vater war damals an der Oberfläche gestorben. Und wenn Altaris tatsächlich Mitverantwortlich für den Fall war... hatte er dann Carter und seinen Vater auf dem Gewissen?
Ein Grund, ihn mehr zu hassen.
Doch Altaris war tot. Und damit nun auch der Grund, die Dämonen zu bekämpfen. Natürlich wollte er an die Oberfläche zurück, und sie hatten ja wirklich die Chance, durch das Sammeln der Kristalle die Dämonen zu vernichten. Wieder lächelte er bitter. Es klang wie aus einem schlechten Märchen. Die Gruppenleitung um Evelin und Kyrian hatte sie bereits belogen, bevor sie die Gruppe gebildet hatten, und nun jagten sie deren Traum nach, die Welt durch ein paar Zauberkristalle zurückzuerobern. So leicht konnte es natürlich nicht sein.
Konnte die Gruppe das nicht auch ohne ihn bewerkstelligen? Schließlich hatte er selbst eine Begrenzung vor den Augen. Akaru Nevas Mal fraß ihn entweder auf und er starb - oder er gab seinen Körper auf und überließ ihn dem Parasiten.
Geradezu rosige Aussichten.
Sollte er dann nicht seine Lebenszeit lieber darauf verwenden, etwas Sinnvolleres zu tun, wenn ihm ohnehin nicht mehr viel Zeit blieb? Lieber das Leben genießen, statt sich jeden Tag in Schlachten zu stürzen und immer knapp mit dem Leben davonzukommen, wo der Tod ihn sich doch letztendlich nur wenig später doch holen würde?
Irgendwie bewegte er sich im Kreis. Er brauchte jetzt... jemandem zum reden. Und er wusste auch schon, wer das war. Wohl die einzige Person, die er mitten in der Nacht aus dem Schlaf holen könnte. Er warf sich einen Mantel über und machte sich auf die Nacht von Dulluas.
Keine Viertelstunde und einige Augenblicke intensivem Klopfen später öffnete ihm Julie die Tür.
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I am back