Kyou sah sich seine Umgebung an und spazierte ohne weitere Überlegungen in seine eigenen Fäden. Was Valvatorez wohl vorbereitet hatte? Gespannt setzte der Jungen einen Fuß vor dem anderen - die Äste unter seinen Füßen knacksten und durchbrachen die angespannte Stille, die im Wald herrschte. Kyou's eigene Fäden blieben an seinen Beinen hängen und machten das Voranschreiten langsam schwerer. Am Ende des Weges passierte es dann. Vor seinen Augen materialisierte sich etwas, zuerst eine Silhouette, dann wurde daraus eine reale Person - ein Mann.
"W-W...as?", stotterte Kyou und konnte nicht fassen, wer vor ihm stand.
Die kurze zögerliche Reaktion des Jungen reichte, um dem Mann eine Angriffsmöglichkeit zu gewähren. Kyou sah deutlich, wie eine Faust auf ihm zuraste. Aber warum?
Nahezu selbstständig reagierte sein Körper schließlich und er bewegte sich wenige Zentimeter zur Seite, aber das war genug, um den Schlag knapp ausweichen zu können. Doch die magische Kraft, die sich zusammen mit dem Angriff entlud, spürte er deutlich in seinen Körper. Instinktiv sprang Kyou zurück und landete auf seinen Beinen. Ein kurzer Blick zu Val- nein. Er musste sich auf die Person vor ihm konzentrieren.
Blonde Haare, grüne Augen und ein großes Tattoo über seinen Rücken - mit seinem eigenen Namen darin: Mazino.
Kyoutarou begann leicht zu zittern, als er die enorme Aura von Urek spürte, die definitiv gegen ihn gerichtet war. Seine Augen waren auf den Jungen gelenkt, doch...sie waren leer. Wortwörtlich, die Augen von Mazino waren komplett weiß.
"U-Urek?", sprach der Junge schließlich und versuchte sich zusammenzureißen. Kein Grund für Panik. Oder? Oder?
Stille.
Urek antwortete nicht, stattdessen setzte er sich in Bewegung. Der stärkste der Hamatoras, vielleicht sogar mächtiger als Horus, tauchte vor Kyoutarou auf und griff ihn erneut an. Diesmal konnte der Junge nicht ausweichen und kassierte einen Schlag, dann einen weiteren und noch einen. Doch Kyoutarou verlor nicht seinen Stand, war das tatsächlich DER Urek Mazino? Erneut sprang er zurück, um Distanz aufzubauen und sich erstmal zu sammeln, bevor er sich einen Plan ausdenkt, wie er das Monster vor ihm besiegen könnte. Schließlich war Urek offensichtlich nur auf einen Kampf aus.
Was Kyoutarou an dem Punkt nicht wusste: Die Illusion zeigte dem Opfer eine bekannte Person, die sich gegen ihn stellte und deren Stärke einzig und allein von dem Opfer abhängt. Wenn der Junge denkt, dass Urek übermächtig ist, dann ist er es auch. Denkt er stattdessen, dass Urek ein Schwächling ist, dann ist er es. Allerdings es gab keinen Weg, wie Kyoutarou das hätte bemerken können.
Kyoutarous Atmung war schwer, Schweiß tropfte von seiner Stirn und er versuchte vergeblich seine Konzentration zu finden. Doch Urek, der ihn unentwegt attackierte, machte es ihm auch nicht leicht. Schlag um Schlag, Kyou konnte den meisten überraschenderweise ausweichen, doch in seinem Kopf schwirrten zuviele Fragen herum, um sich einen Gegenangriff zu überlegen. Woher kam Urek, was will er hier und warum greift er ihn an?
Der Kampf verlagerte sich immer tiefer in den Wald hinein, was hauptsächlich daran lag, dass Kyou durchgehend versuchte, Abstand zu halten. In einem Nahkampf hatte er keinerlei Chance, gleichzeitig ließ es Urek nicht zu, dass sich zwischen den beiden eine gewisse Distanz bildete. Plötzlich spürte Kyoutarou etwas an seinem Bein, irgendwas hielt ihn fest und er kippte nach hinten.
Eine Wurzel? Jetzt? VERDAMMT
Die nächsten Sekunden spielten sich in Zeitlupe ab: Kyoutarou verlor die Balance und kippte nach hinten, das nutzte Urek und tauchte vor ihm auf. Eine unbeschreibliche Menge an Magie ging von dem Mann aus, selbst kleine Blitze waren um seinen Körper zu sehen. Magische Kraft, die sich selbst materialisierte. Ein Monster? Wahrlich, der Mann war ein Monster.
"Waa-", Kyou schloss die Augen, das war's-
@Soren:
___________________________
"Immernoch keine Ahnung, was du machen sollst?", gähnte Silver, der über Ryu auf einem Ast saß und auf das Meer hinausblickte.
"Tss", seufzte der Hamatora, "Das ist unmöglich!"
Silver fuhr sich genervt durch die Haare. Er hasste Leute, die alles sofort als unmöglich abstempeln, ohne es überhaupt richtig probiert zu haben.
"Um die Dämonen besiegen zu können, müssen wir das Unmögliche möglich machen", sprach der Eismagier und sprang vom Baum hinunter zu Ryu.
"Zurück zu deinen Mücken", Silver war nebenbei überrascht, wieviele dieser Viecher hier herumschwirrten. Konnte es sein, dass sie von Magie angezogen werden und sich deshalb immer dort sammelten, wo sich Lebewesen befanden?
"Manchmal benötigt es rohe Kraft, manchmal Feingefühl", Silver hob seine beiden Hände und breitete seine Handfläche vor seinen Körper aus. Mehrere der Stechmücken landeten nach kurzer Zeit darauf. Der Eismagier öffnete seinen Mund und pustete leicht auf die Insekten - sein Atem war deutlich zu sehen und er umhüllte die Mücken. Schockgefroren blieben sie regunglos auf Silvers Handfläche liegen. Sie waren nicht tot, nur die äußerste Schicht war gefroren, so dass sie unfähig waren, sich zu bewegen.
(Eigentlich waren sie tot, aber das konnte Silver unmöglich sagen...)
"Siehst du?", erfreut schlug Silver die Hände zusammen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dass er dabei die Stechmücken zu Eisstaub zertrümmerte, wurde ihm erst im Nachhinein bewusst. "Oh..."
"Erinnerst du dich noch an das, was ich dir vor einigen Stunden gesagt habe?"
Um ein wildes Tier zu fangen, musst du selbst wie eines denken.
"Nun", Silver drehte sich zum Meer. Irgendwie hatte er das Verlangen, mal wieder schwimmen zu gehen. "Wir müssen klug handeln - such dir das schwächste Tier in der Herde"
Der Eismagier kratzte sich am Hinterkopf, gefolgt von einem Gähnen. "Mach's gut"
"...", nachdem Silver verschwunden war, blieb Ryu wieder alleine zurück. Dass Ryu keine Eismagie beherrschte, war Silver hoffentlich bewusst?...
_______________________
"Assagar! Warum seid IHR hier? Ihr meintet doch ihr habt etwas zu tun, oder nicht? War das das hier? Irgendwas auf Nifel?", fragte Farah recht laut und deutlich. Nervig. Raisen seufzte. Assagar's Blick war dem Jungen nicht entgangen. "Ich bin hier... weil ich hier bin. Weil ich zur Gruppe gehöre oder nicht? Und was ich zu erledigen hatte...", antwortete der Weißhaarige und zog eine Figur? (was genau es war, konnte Raisen in der Höhle nicht erkennen) hervor, die er daraufhin zu Yin warf. "Fang! Eigentlich hatte ich vor, dass bis zum Ende zu erledigen. Aber ich muss mich ja für die freundliche Begrüßung revanchieren~."
Yin bekam das Objekt an den Kopf und begann zu reden und genau das war der Moment, in dem Raisen stoppte zuzuhören. Keine Lust, den Blödsinn zu hören, den sie von sich gab. Er gähnte und blickte auf das Feuer. Zwar saß der Söldner weiter weg, aber es wärmte ihn dennoch.
Aber was war das für ein Ding, dass Assagar mitgenommen hatte?