Vada sprach seine Gedanken dazu aus. Zum Teil schien er aus eigenen Erfahrungen zu sprechen und wollte auch klarstellen, dass sie möglicherweise auch an keine Informationen kommen. Dass Vada noch die Möglichkeit zu einem Gespräch sah war bemerkenswert, aber wollte er den Angeborenen nicht aufhalten würde er einen Weg kennen. Dann gab er das Wort an Lauriam ab.
"In Ordnung. Ich werde gespannt auf eure Berichte warten.", sagte er noch zu Vada, ehe er zu Lauriam hinüberschaute. Dieser wurde etwas angespannt, als Itsuki seine letzte Bedingung zu Vada aussprach, denn er wusste was der Junge sich dabei dachte als er zustimmte und genauso auch wie sehr Lauriams persönliche Pläne ihm da in die Quere kommen könnten. Er war während sie noch sprachen am überlegen, wie er das weniger zum Problem werden lassen könnte, ihm fiel aber nichts realistisch Brauchbares ein - auch wenn er es dennoch zuerst mit einem anderen Vorschlag versuchen wird.
Zuerst aber sollte das Gespräch gleich zu Beginn in eine andere für ihn unangenehme Richtung verlaufen. "Lauriam, bevor wir da anknüpfen wo wir zuvor aufgehört hatten, würde ich gerne etwas wissen: Woher kennst du Siradda? Und was ist nochmal die Verbindung zu dem Dämon, der im Moment in dir stecken müsste, wenn das keine Angeborenenmerkmale sind? Ich möchte wissen wie es dazu kommt, dass ein Mensch so bereitwillig mit einer Dämonin zusammen reist. Und vor allem, warum hatte dieses Mitglied von Indignito es so sehr auf sie abgesehen, dass sie sogar mir gegenüber so ungehobelt wurde, obwohl sie noch etwas von mir wollte?" Arlenes Prioritäten lagen ganz klar bei Siradda und wollte, dass sich ihr niemand in den Weg stellt. Das war sehr auffällig und ohne Grund würde sie es nicht tun.
Irgendwie fühlte sich der Spezialagent plötzlich wie bei einem Verhör. Fairerweise hatte der Fuchswandler Vada aber auch nicht mit Samthandschuhen behandelt und auch ihn ausgefragt, ehe er bereit war weiter zu reden. Und seine Fragen waren berechtigt. Was seine Strategie anging glich diese der von Vada. Es mit Ehrlichkeit versuchen, so gut es eben geht. Doch würde er es vermeiden Siradda als Geist - zumindest in der Gegenwart - zu nennen, da er dieses Geheimnis, das über ihren Körper, definitiv bei sich behalten sollte. Da der Fuchswandler damit leben kann Dämonen vor seiner Nase zu haben muss er auch damit rechnen jemanden mit seinem zweiten oder gar dritten Körper mal vor sich zu haben und damit würde er wohl spielen müssen. Aber diese junge Frau wäre vor Siradda sogar noch zu “retten“, da könnte ihr gegenüber auf ganz andere Gedanken kommen. Was Siradda in der Geisterwelt angeht wird er so oder so keine Hilfe sein, weswegen er da bereits plante zumindest Aella als Wache abzustellen, welche gegen den Vorschlag nichts einzuwenden hatte. Er selbst kommt auch alleine zurecht.
"In Ordnung, ich denke es ist nur vernünftig nach den Hintergründen zu fragen und ich bin auch bereit darüber zu reden… aber nicht über alles." Der Erzmagier hob eine Augenbraue, doch überließ weiterhin dem Kampfmagier das Wort. "Es ist etwas, worüber ich nicht einfach so offen mit jemanden reden kann. Und wenn ich bereits der Gruppe mit der ich reise noch nicht annähernd alles erzählt habe, dann hoffe ich, dass ihr versteht, warum ich gewisse Details für mich behalten muss." An dieser Stelle hob der Fuchswandler eine Hand. Ein Signal zum stoppen, dem auch Folge geleistet wurde. "Ich verstehe die Begründung, aber ich möchte klar machen, dass ich am Ende für mich entscheiden werde, ob die gegebenen Informationen mir ausreichen, um die Verhandlungen fortzuführen." Nach einem Nicken als Antwort setzte Lauriam seine Erzählung fort. Es machte ihn nervös das zu hören, aber er würde fürs erste hoffen müssen, dass das was er zu teilen bereit war ausreichen würde.
"Die Dämonin, die du gesehen hattest, heißt Siradda. Ihre Schwester, Aella, steckt über einen Pakt aktuell in mir. Ich habe einst nach einem Weg gesucht um schnell stärker zu werden… nun, ich blieb vorsichtig, denn mir war bewusst mit was für Wesen ich bereit war in Verbindung zu treten. Aber mit zweien wie ihnen hatte ich nicht gerechnet, was mein Verständnis über Dämonen auf den Kopf stellte. Zu Anfang misstraute ich ihnen noch, tat es als einen Trick an, um mich später austricksen zu können. Doch egal wie viel Zeit verging, nie wurde an unserer Abmachung gerüttelt. Und irgendwann fing ich deswegen an ihnen zu trauen und… ich benutze solche Wörter für gewöhnlich spärlich, aber sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Als jemand, der noch recht jung den Rest seiner Familie verloren hat, war das eine Entwicklung, die mir ohne Zweifel sehr geholfen hat. Jemanden zu haben, dem man ohne jegliche Zweifel vertrauen kann, was auch kommen mag. [/b]" So viel zur Einführung, doch viel weiter wollte er nicht um den heißen Brei herumreden. Dass die beiden ihm wichtig sind sollte klar geworden sein.
"Warum sie überhaupt so versessen darauf sind jemanden zu haben, der auf sie aufpassen kann, lässt sich anhand ihrer Vergangenheit erkennen. Sie haben einst eine sehr lange Zeit, den Großteil ihres ersten Lebens… woanders verbracht, dort wo sie gegen ihren Willen in Dämonen verwandelt wurden, sowie schreckliche Dinge tun und erdulden mussten. Ihre Eltern waren bereits sehr früh..." Die Winddämonin in ihm wurde bei der Erwähnung emotionaler. Da ist wohl eine Wunde wieder aufgeplatzt… Er übersprang den Teil mal lieber, als bereits eine Träne plötzlich aus einem seiner Augen floss und er diese wegwischen musste. "Nun, zumindest bis sie irgendwann erfolgreich geflohen waren. Doch ihre Verfolger sind hartnäckig, mächtig und verfügen über Reichtum, sowohl was Wertsachen angeht, als auch Wissen. Die beiden wussten, dass sie auf sich allein gestellt im nu wieder dort landen könnten. Nicht unbedingt durch sie selbst, da sie - diejenigen, die ihr so übel mitspielten - auch andersweitig verhindert sind, aber es war offensichtlich, dass ein Mittel gefunden werden würde… welches sich als Indignito herausstellte." Das Ratsmitglied verstand so langsam warum das Interesse so stark auf Siradda lag… Aber was er nicht verstand war, warum er kein Namen zu hören bekam. War das eines dieser Details, welches er auslassen wollte? "Also suchten auch sie nach einem Verbündeten… und fanden mich. Ich verstand, dass wenn ihre Geschichte stimmte, dass ich mich auf einige Schwierigkeiten einlassen würde. Andererseits sah ich es auch als Gelegenheit, um sowohl die Macht gleich zweier Dämonen nutzen zu können, als auch nicht auf meine magischen Fähigkeiten verzichten zu müssen."
Das Ratsmitglied schaute bereits erstaunt und um es sofort verständlich zu machen, was er denn meinte, schnipste er einmal mit seiner linken Hand. Einen Augenblick später waren die Federn in seinem Gesicht verschwunden. "Moment mal, hast du da eben…"
"Ich habe eine der Bedingungen unseres Paktes erfüllt, mich dann aber dafür entschieden Aellas Kräfte nicht zu übernehmen. Sie verbleibt in meinem Körper oder kann auch jederzeit austreten, zurück in die Geisterwelt und ich komme auf mein gewöhnliches magisches Niveau zurück. Es ist eine von mir ausgedachte Methode, die ihnen die Möglichkeit gibt freier zu sein, während ich über mehr Optionen verfüge. Zudem kann… konnte mein Körper so jederzeit für Siradda als Zufluchtsort fungieren. Ich könnte euch später mehr im Detail darüber erzählen, doch lasst mich zunächst weiter machen. " Itsuki schien dem zuzustimmen. Seine Neugier war in jedem Fall wieder geweckt gewesen. "Ja, ich verstehe… Das Vertrauen zwischen euch beiden muss groß sein und vor allem für Aella muss das bereits von Anfang an schwierig gewesen sein. Einmal ausgetrickst und du hättest dir ihre Kräfte komplett nehmen können. Aber wie es scheint hat sie im richtigen Umfeld nach einem Partner gesucht."
Aella machte sich in diesem Moment in Lauriam bemerkbar. Sie wollte etwas sagen, weswegen er sich ohne Widerworte übernehmen ließ, was alle Anwesenden durch das Verändern in seiner Stimme bemerken sollten. Itsuki vorzuwarnen ersparte er sich hier, da wenn er ein Gespräch mit Amen hatte die Chance sowieso hoch war, dass er sowas bereits kannte.
"Herr Velon, ich bin Aella Hioda, die Schwester von Siradda. Ich wollte euch nur kurz für eure Worte danken. Aber auch dafür, dass ihr davon abgesehen habt meine Schwester zu melden. Das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit gewesen." Aella lächelte mit Lauriams Mund, was Itsuki auf dieselbe Art und Weise erwiderte. "Ich geb dann besser mal Lauriam die Kontrolle zurück… Sowohl Siradda als auch ich finden es immer wieder merkwürdig, wenn aus einem Männerkörper ne Frauenstimme kommt und umgekehrt… Manchmal gibt es einfach Dinge, an die man sich nie gewöhnen kann, was?", erklärte sie weiter und war schon dabei ihrem Partner die Kontrolle zurückzugeben, doch daraus wurde nichts. "Nun, mich würde es nicht stören mich mit dir noch ein klein wenig länger zu unterhalten." Einen Moment später fragten sich die beiden in Lauriams Körper nun dasselbe: Was machen sie jetzt? Lauriam ist der geschulte Lügner unter ihnen… Aella kann sowas zwar auch, aber sie weiß, dass sie leichter zu durchschauen ist. Und Lauriam kann ihr auch nur stellenweise helfen…
"U-um was geht es denn? Lauriam dürfte sich-"
"Warum läuft Siradda wieder in einem Körper herum? Sowie ich verstanden hatte seid ihr beide ausgebrannt und habt beide als Geister bei Lauriam Schutz gesucht. Ich mag den Gedanken nicht, dass jemanden sein Körper gestohlen werden könnte, auch wenn davor ein Pakt da mit einhergeht. Zumindest von einem moralischen Standpunkt. Aber auch praktisch… du bist ihre Schwester, du müsstest es am besten wissen. Woher der Sinneswandel?"
Lauriam bot sofort an die Kontrolle wieder zu übernehmen und für sie einzuspringen, doch beiden waren sich bewusst wie dümmlich dies wäre. Dieser Fuchs hat einen wirklich schlauen Schachzug gemacht diese Situation somit auszunutzen. Die Winddämonin musste seufzen, ehe sie diese Frage beantworten konnte.
"Weil Lauriam in den vergangenen Wochen mehrere Male beinahe umgekommen wäre und er diesem Schicksal immer nur knapp entkommen konnte. Und während ich kämpfen konnte, war sie, auch wenn sie einmal verwandelt nicht mehr so erscheint, nicht in der Lage irgendwas zu unternehmen. Sie war gezwungen dazu dazusitzen und zuzuschauen, da sie über keinerlei Kampferfahrung verfügt. Das muss sie fertig gemacht haben, erneut so machtlos zu sein. Und jetzt erst vor kurzem bekam sie die Gelegenheit relativ leicht an einen neuen Körper zu kommen." Aella schaute einmal kurz nervös zur Seite. Es war schwer darüber zu reden, ohne zu sagen, dass sie diese Seelenmagie besitzt. Itsuki wird nur diesen Körper sehen und maximal dessen Fähigkeiten. Solange er nicht auf einmal in die Geisterwelt sehen kann. Also musste eine Lüge her. "Wir trafen neulich auf die junge Frau, die der Körper ehemals gehörte. Wir bemerkten schnell, dass sie gut davor sich selbst zu ermorden, nachdem alles in ihrem Umfeld den Bach runtergegangen war und suchte nur noch nach einer Möglichkeit sich ein Ende zu setzen. Da materialisierte sich Siradda und fragte sie, ob sie denn nicht ihren Körper nutzen könnte. Ferner bot sie im Gegenzug an auch ihr aus ihrer Situation helfen zu wollen und sie dann in ihrem Körper bleiben und mit ihnen reisen zu lassen. Den Körper bekam meine Schwester durch einen leicht zu versemmelnden Pakt, doch die junge Frau wollte nicht mehr weitermachen und bat daher darum aus ihrem Körper geworfen zu werden, sodass sie in die nächste Welt überwechseln kann."
Es war eine bösartige - zumindest wenn man die Wahrheit kennt - wie auch traurige Lüge, doch es war das Beste, was der Winddämonin einfiel um ihre geliebte Schwester nicht als ein Monster darzustellen. Am liebsten wäre es ihr im Moment, dass die anderen - Vada und vor allem Amen - nicht anwesend wären, aber da war nichts gegen zu machen. Ein wenig kratzte sie sich an “ihrem“ Hals ehe der eigentliche Besitzer des Körpers sie dazu aufforderte das schleunigst sein zu lassen.
"Und jetzt möchte sie lernen sich selbst beschützen zu können und das so schnell wie möglich. Daher ihr Training in der Halle. Als ihre Schwester besorgt mich diese plötzliche Entwicklung, da ich sie noch nie so entschlossen erlebt habe. Andererseits freut es mich auch zu sehen, wie sie anfängt ihre eigenen Entscheidungen zu treffen… Sie will sich zum besseren ändern, nur ihre Methoden sind fragwürdig… Ich denke was die permanente Übernahme eines anderen Körpers angeht nämlich genauso wie sie und weiß selbst noch nicht, was ich davon halten möchte. " Wenn anstelle der Lüge die Wahrheit stände würden diese Worte auch 1 zu 1 stimmen. Siraddas Methoden konnte sie noch nicht einordnen, hatte es immerhin gute als auch schlechte Seiten.
"Okay, das alles klingt zumindest plausibel und wenn das stimmt was du sagst, dann sollte ich mich wohl mit den moralischen Bedenken zurückhalten… Aber gut, dann lass uns mit dem weitermachen, weswegen ihr mit mir sprechen wolltet… Vielen Dank dafür, dass du noch ein wenig länger mit dir reden gelassen hattest trotz der für dich bizarren Situation."