Rhord war frustriert, das er sich selbst nicht weiterhelfen konnte und zu keinem Ergebnis kam. Auch schien er nicht ganz zu verstehen, was Amen meinte. Dieser war sich aber bewusst, dass es kompliziert sein konnte, wenn man nur mit einer Waffe kämpfte und nicht wie er mit einer handvoll. "Mir ist bewusst, dass ich durch viel Stärke und Durchschlagskraft nicht so viel Geschwindigkeit und Flexibiltät habe, was je nach Gegnersorte vorteilhaft als auch zum Nachteil werden kann, da ich leicht zum Problem gepanzerter Gegner werden kann, aber auch sehr offen für Gegenaktionen sein kann. Bei meinem Angriff auf dich habe ich überlegt, wie ich am besten jemanden angreife, der darauf abziehlt meinen Angriff zu kontern oder zumindest auszuweichen", Rhord machte sich wenigstens Gedanken über die Vor- und Nachteile seiner Waffe. Bevor Amen etwas einwerfen konnte, begann sein Gegenüber eine Geschichte über die Narbe zu erzählen, die sich auf seinem Gesicht fand. "Das hier ist geschehen, als ich gegen einen Banditen kämpfte, der tatsächlich auch wusste, wie man einigermaßen kämpft. Ich dachte ich würde ihn leicht mit einem diagonalen Schwung aus seinem Leben schlagen können, allerdings bewegte er sich so, dass er sich noch geradeso unter meinem Angriff hinwegducken konnte. Wäre sein Schwert etwas länger gewesen und hätte ich meine Waffe nicht losgelassen, um schnell nach hinten ausweichen zu können wäre ich nicht so glimpflich davon gekommen."
"Daher habe ich es diesmal mit einer mehr vorsichtigeren Taktik versucht, aber wir haben ja gesehen, wie viel das gebracht hat", erklärte Rhord seinen vorherigen Versuch gegen Amen und führte seine Gedanken noch weiter fort, "Das einzige, was mir für solche Gegner wie diesen Banditen oder dir noch einfällt wäre über Dunkelheitsmagie eine andere Waffenart zu erschaffen, welche geeigneter ist und den Kampf mit dieser zu lernen... fragt sich nur wie sinnvoll das wäre."
Amen atmete auf und stellte sich vor Rhord. Er erkannte, dass sein Gegenüber den selben Kampfstil wie Korina pflegte: Purer Angriff...oder auch Dummheit genannt. "Du bist der selbe Typ wie Korina, gegen die ich vorhin gekämpft habe. Es gibt nur eine Richtung - vorwärts. Dem Mädchen war es egal, was mit ihrem Körper passierte und das selbe Gefühl habe ich bei dir, nach dem du mir diese Geschichte erzählt hast. Sie wusste nicht, was ich für Fähigkeiten habe und ist blind losgestürmt...in ihren Tod, wenn statt mir jemand hier stünde, der keine Skrupel hätte. Daran hätte ihr dunkles Schwert auch nichts geändert", er seufzte, er wollte Rhord nicht entmutigen, "Wie wäre es, wenn du nicht vorrangig daran denkst, deinen Gegner zu besiegen, sondern daran, dich selbst möglichst sicher zu halten?" Amen ging einige Schritte zurück, um sich Platz zu verschaffen. "Arroganz ist der Tod jedes Kämpfers; nur weil es bisher immer mit rücksichtslosen Angriffen geklappt hat, heißt das nicht, dass das immer so weiter geht. Darum immer geduldig sein. Hör auf direkt zu denken, wie du dem Gegner schaden kannst. Als erstes musst du wissen, wozu dein Gegner fähig ist. Erst danach kannst du darüber nachdenken, zurückzuschlagen. Sowohl gegen mich als auch gegen diesen Banditen, hätte ich zuerst versucht, herauszufinden, was der andere kann und auch wenn es bedeutet, zurückzufallen oder mich nur zu verteidigen. Das ist keine Schande, das ist intelligent."
Amen machte eine kurze Pause, um danach konkreter auf die Situation vor ihm einzugehen. Rhord konnte nichts damit anfangen, wenn der Weißhaarige versuchte, ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken. "Gerade bei diesem Kampf hattest du einige Möglichkeiten. Die erste wäre, die defensive Haltung einzunehmen und versuchen so viel abzublocken, wie du kannst, um herauszufinden, was ich kann. Wichtig dabei ist natürlich, deine schwarzen Räume abzudecken. Du hättest aber auch zwei Meter zurückfallen können und das Terrain...die Umgebung nutzen. Wärst du in den Türrahmen gegangen, wäre dein Rücken geschützt gewesen und ich hätte nur von vorne angreifen können. Du hättest mich auch überraschen und mir entgegen laufen können, während du deine Vorderseite mit deinem Hammer schützt. Du weißt bereits, zu was ich fähig bin und kannst damit erahnen, wie schnell ich ausweichen könnte. Jemand schnelles und flexibles braucht Platz, um davon Gebrauch zu machen. Schränk den Platz ein und du kannst selbst angreifen.", Amen räusperte sich kurz, "Es gibt zig Möglichkeiten...aber ich denke der größte Punkt ist deine Einstellung zum Kampf. Ich schätze viele hier haben das Problem, dass sie sich selbst überschätzen und denken, mit roher Gewalt geht es immer, da es in ihrem Leben noch keinen gab, der sie dafür bestraft hat."
Der Weißhaarige streckte sich, das ganze Reden machte ihn müde, obwohl er sich nicht bewegte. Wie konnten andere nur so viel am Stück reden? Amen stellte sich gerade zu Rhord gerichtet. Den linken Fuß leicht nach vor und den linken Arm ausgestreckt, während die rechte Hand auf höhe seines linken Ellbogen war. "Die vierte Haltung, das Manshay", Amen blickte seinen Gegenüber genau an, "Konzentriere dich und sei dir bewusst, wie groß deine mögliche Reichweite ist, das ist dein Raum. Kommt jemand in diesen Raum, greife ihn an. Die vierte Haltung ist Konterhaltung, sie vereint die ersten drei Haltungen." Der Junge war alles andere als selbstsicher mit dieser Haltung, da sie sehr viel Mut und gute Reflexe erforderte. Man lässt den Gegner angreifen und schlägt zu, während man angegriffen wird. Ein Fehler...und man ist tot.
@Saikx: