Der Auftraggeber gab Rhord einen Ring, der ihn an der Grenzkontrolle davor beschützen sollte, als Dämon entlarvt zu werden. Das Siraddas Marionette ebenfalls ein Dämon, schien kein so großes Problem zu sein, vermutlich, weil sie erst vor kurzem mutiert war, und der Effekt des Ringes würde sie wohl schützen, wenn sie sich an Rhord klettete. Das würde aber nicht im Falle zweier weiterer Kletten funktionieren.
"Ich glaub, da gibt es noch ein Problem." sagte Korina also.
"Neben den Dämonen hier gibt es noch zwei weitere, die mit unserer Gruppe reisen - Keine Sorge, sie erfahren nichts von diesem Geheimauftrag - und die bräuchten wohl auch so einen Schutz. Ansonsten müssen sie wohl ober übel draußen bleiben." Sie war versucht, ein überspieltes "Ach, wie schrecklich!" anzuhängen, ließ es aber bleiben.
Falls es keine anderen Ringe gab, könnte Dante vermutlich hoch genug fliegen, um nicht entdeckt zu werden, aber das würde Florence kaum helfen, es sei denn, ihre junge Gestalt war leicht genug, damit ihr Bruder sie tragen konnte.
Korina fragte sich auch, was es mit diesem Itsuki Velon auf sich hatte. Was war an den Mitgliedern der Gruppe so besonders, dass ihre Präsenz ihn eher zum Reden bringen würde als Bestechungsgelder?
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Einen Tag nach dem Fest im Stadtpark klopfte Khan an die Eingangstür des Anwesens, in dem Itsuki Velon lebte und in dem fürs erste auch Scarlet unterkommen sollte. Genevieve hatte ihm erzählt, dass Scarlet, die er ja ohnehin noch einmal hatte treffen wollen, an ihm interessiert war, und Itsuki ebenfalls. Der muskulöse Dämon, der jetzt anstatt seiner Predigerrobe alltäglichere Kleidung trug, die seine Bauchmuskeln zeigten, fragte sich, was der Politiker aus Fernost von ihm wollte, aber es konnte wohl kaum schaden, bei einem so hohen Tier Eindruck zu schinden. Besagtes Hohes Tier schindete bereits be ihm Eindruck, da die Wände des Anwesens mit kristallartigen Steinen geschmückt waren, die anscheinend Magie aus der Umgebung in sich aufnahmen. Man konnte ein schwaches Leuchten von ihnen erkennen, und bei Nacht war dies wohl das schönste Haus in Alveheim.
Als man ihm die Tür öffnete, stellte er sich vor.
"Guten Tag. Khan Painé ist mein Name. Sie kennen mich sicherlich von meiner Halbschwester, Genevieve Hemidir."
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Die Nachricht, dass der Rabenteufel erneut zugeschlagen hatte, verbreitete sich in Windeseile durch das Kaiserreich, und auch in Riezenbuhrg kochte schon bald die Gerüchteküche über. Auch bei einem gewissen Ritterorden, der in der Hafenstadt sein Hauptquartier hatte, war die Sorge groß. Und am besorgtesten war natürlich Kaithlyn Grausee, die durch jenen Serienkiller beinahe ihre komplette Familie verloren hatte.
"Es kann doch nicht dieselbe sein, oder? Diese Dämonin, die Korina benutzt hat, ist sie etwa wieder auf freiem Fuß?" fragte sie ihre Freundin Ciel bei einer Tasse Tee im Büro des Ordensleiters.
Ciel Alyze hatte die Nachfolge von Meister Thonystan angetreten, da dieser nach einer Reihe von Fehlschlägen seinen Rücktritt angekündigt hatte. Erst das Versagen der Ritter beim Schutz Niccolos, dann sein eigenes Versagen als Ausbilder, da Enoch einfach ausgebüchst war und sein Lehrmeister damit wohl versagt hatte, ihm Disziplin beizubringen, und dann ein erschreckendes Ergebnis, als unter seiner Führung dann mehrere Ritter im Kampf gegen eine Banditenbande, die von einem Dämon angeführt war, gefallen waren, all diese Fehlschläge in so kurzer Zeit waren zu viel für sein altes Herz. Ciel hatte zwar schon zuvor viele administrative Aufgaben im Orden übernommen, schließlich war sie eine der ranghöchsten Ritterinnen, aber eigentlich hatte sie mit der Übernahme des Postens erst in drei Jahren gerechnet, wenn Enochs Ausbildung ihr eigentliches Ende hätte finden sollen. Mit Thonystans plötzlichem Wechsel in den Ruhestand fehlte plötzlich der Kopf, der den meisten Überblick über den Orden hatte, und Ciel musste hart arbeiteten, um unter den Rittern, die tief erschüttert waren vom seelischen Unwohl ihres geliebten alten Meisters, Ordnung zu schaffen. Bei harter Arbeit musste es aber auch mal eine entspannende Tasse Tee geben, besonders, wenn die beste Freundin auch von Sorgen geplagt war.
"Es könnte sich um einen Nachahmer handeln, der den Ruf des alten Teufels für sich beanspruchen will. Allerdings ist noch nicht viel Zeit vergangen seit der letzten Sichtung des Teufels, das macht das auch weniger wahrscheinlich." Ciel gehörte zu den wenigen, denen Kaithlyn die "Wahrheit" über Korina und dem Rabenteufel anvertraut hatte. Mit dieser Geschichte konnte man einfach nicht an die Öffentlichkeit gehen. Wer würde schon glauben, dass die Person, die all diese Morde begangen hatte, nur unschuldiges Opfer eines unsichtbaren Geistes war, besonders, wenn die Schwester jener Person für ihre Unschuld plädierte? 90 % der Bevölkerung besaß bestenfalls rudimentäres Verständnis dafür, wie Geister und Dämonen funktionierten, sie würden wohl eher glauben, Korina sei eine verrückte Dämonenanbeterin, die von ihren bösen Geistern den Befehl erhalten hatte, zu töten.
"Egal, was nun der Fall ist, ich will diesen Teufel stoppen. Erst recht, wenn es wirklich Laura ist, aber auch einem Nachahmer erlaube ich nicht, solchen Schrecken zu verbreiten."
"Ich brauche dich aber hier. DU bist ein Vorbild für die anderen jungen Ritter, und warst Thonystans Knappe. Du musst ihnen zeigen, dass seine Stärke in dir weiterlebt."
"Hm, das ist wohl war. Aber ich kann nicht tatenlos rumsitzen, selbst wenn ich wohl kaum etwas herausfinden würde, wenn ich auf eigene Faust ermitteln gehe."
"Zum Glück habe ich da schon eine Idee. Kennst du den Orden der Erlösung?"
"Diese Dämonenjäger? Sie wären wohl daran interessiert, Laura zu fangen."
"Genau. Und ich habe zufällig gehört, sie sind momentan in Ailfenna tätig, wo der Teufel gesichtet wurde. Wir können sie zumindest über Laura informieren - natürlich, ohne Korinas Namen zu nennen - und das sollte ihnen schon einen anständigen Hinweis geben."
Bald darauf war der Brief an den Orden der Erlösung verfasst, und wurde mit den schnellen Brieftauben des Ordens abgeschickt.
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Prinz Lucephiel wurde auf einen kreisrunden Nebenturm des Bergfrieds geführt. Der Turm war überdacht von einer Kuppel aus mehreren beweglichen Stücken, wodurch man es in jede Richtung öffnen konnte wie bei einer Sternwarte. Und im Inneren dieser Kuppel befand sich der ganze Stolz von Professor Linus Kesslschmitt, dem brillantesten Magier des Kaiserlichen Forschungsinstituts: Der Morgana-Empfänger, der wohl größte Durchbruch in der Kommunikationstechnologie in der bekannten Geschichte. Viele Magier suchten unentwegt nach Möglichkeiten, Nachrichten kosteneffizient über große Entfernungen zu versenden. Die meisten bekannten Methoden waren nur limitiert einsetzbar, aber jeder Morgana-Empfänger konnte beliebig benutzt werden, wenn er einmal errichtet und seine Koordinaten korrekt ausgerechnet waren. Das Zentrum des Apparats, der einen Durchmesser von über zwei Metern hatte, war ein metallener Kasten mit einer Kantenlänge von 75 Zentimetern mit einer Linse an einer Seite, dessen Innenwände mit Spiegeln und Symbolen für Lichtmagie ausgekleidet waren. Die Kombination von Spiegeln und Lichtzaubern ergab einen sehr dichten Strahl von magischen Lichtpartikeln, der auch über große Entfernung nicht durch Streuung zerfallen würde, anders, als nichtmagisches Licht es tun würde. Diese Lichtpartikel bestanden außerdem nicht aus sichtbarem Licht, sondern aus Infrarotstrahlen, die nur mit speziellen Mitteln erkannt werden konnten. Um den Kasten herum waren mehrere Ringe mit nach oben gerichteten Metallstäben, die mit Symbolen eingraviert waren. Diese Stäbe und Symbole waren dazu da, die Lichtpartikel mit magischen Befehlen zu behaften, sodass ihre Flugbahn während der Reise gebogen wurde. Durch Schieberegler konnte man die Wirkstärke der Symbole ändern und somit die Flugbahn einstellen. Und das ganze Gestell war drehbar, damit man in jede Richtung leuchten konnte. Das ganze Gestell diente dazu, Lichtsignale an einen bestimmten Ort zu senden, oder besser gesagt, an andere Morgana-Empfänger. Es waren genaue Berechnungen nötig, um die Lichtbahn korrekt einzustellen, weshalb man nur Fixpunkte anzielen konnte, deren Koordinaten genau bekannt waren.
Die letzte Komponente des Morgana-Empfängers ist ein Kristall aus künstlichem Obsidian, der an der Spitze der Kuppel befestigt ist. Durch spezielle Verzauberungen wandelt er die Infrarotstrahlen in sichtbares Licht um und leitet dieses durch eine Röhre, deren Innenseite mit Lichtbrechenden Symbolen bestückt ist, in einen Raum unterhalb des Morgana-Empfängers um. Dort trifft es auf eine Glyphentafel mit magischen Symbolen, die bei starker Beleuchtung einen Ton erzeugen. Anhand dieses Tons weiß der Morganagraph, so heißt derjenige, der den Morgana-Empfänger bedient, dass eine Nachricht da ist.
Der Morgana-Empfänger kann nur diese Lichter versenden. Um wahrhaft damit kommunizieren zu können, wurde eine Codesprache entwickelt, die Buchstaben und Zahlen in bestimmte Kombinationen aus kurzen und langen Signalen übersetzt. Der Morganagraph aktiviert das Gerät mit seiner Magie, um Symbole zu aktivieren und so seine Nachricht zu versenden, und am anderen Ende der Leitung notiert der andere Morganagraph die Tonfolge, um die verschlüsselte Nachricht zu übersetzen.
Der Prinz, selbst bewandert in dieser Magie, konnte diese neuartige Maschine, die bisher streng geheim gehalten war, ebenfalls bedienen. Der tätige Morganagraph richtete den Lichtstrahl auf den Empfänger in Killius-Stadt aus, und Lucephiel leitete seine magische Energie in kurzen und langen Instanzen in den Lichtgenerator, um folgende Nachricht an Professor Kessleschmitt zu senden.
"Dies sind fürwahr gute Nachrichten. Bereitet die Demonstration der neuen Technologie für den Senat vor. Setzt außerdem Zarownidom auf die Liste der Städte, in denen ein Empfänger errichtet wird."
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