Die Kristalle an der Höhlendecke tauchten die Höhlen noch immer in das typische weiß-diffuse Licht, als die Glocke erklang, die alle Anwesenden vor Erleichterung ausatmen ließ. Matthew lud die letzte Ladung Erz und Geröll auf den Waggon, dann hängte er sich hinten an den Waggon. Andere Arbeiter, die im Steinbruch arbeiteten oder die Maschinen betätigten, bestiegen Transportwaggons - Schichtende. Einen Augenblick später setzte sich der eiserne Zug in Bewegung.
Er ruckelte über die Schienen und durchfuhr den Tunnel, der geradewegs von den Steinbrüchen zurück nach Dulluas führte - und bereits nach wenigen Minuten gab der steinerne Schlund den eisernen Koloss frei, der auf einer Metallbrücke in Richtung des Knotenpunktes der Stadt führte. Dulluas lag vor und unter ihnen: Die Gebäudetürme des Armenviertels füllte den unteren Teil der Höhle aus, weiter oben, entlang der Wände der Höhle und auf den Anhebungen, befanden sich die Viertel der Mittel- und der Oberschicht.
Während der Zug weiterfuhr blickte Matthew nach oben und saß die gigantischen Kristalle an, die die Stadt mit ihrem magischen Licht erhellten. Wie wohl die Sonne aussah, oder das Licht des Mondes? Er war zwar an der Oberfläche gewesen, als er gerade geboren war, doch erinnern konnte er sich an nichts. Zwar würde er alles dafür geben, richtiges Licht zu sehen, doch er wusste, dass es zwecklos war: Die Tore waren verbarrikadiert und niemand konnte und dürfte sie öffnen - die Dämonen hatten Späher, die sich überall befanden, und wenn sie erst den Standort der Zugänge wüssten... Es war nicht auszudenken, was alles passieren könnte. Nein, er musste sich mit dem Licht der Kristalle begnügen.
Der Zug kam begleitet von metallischem Kreischen zum Stehen, er hatte den Knotenpunkt erreicht. Hier, an der Schwelle vom Armenviertel zur Mittelschicht, befanden sich die Schmieden und Steinmetze befanden, die das Erz und das Gestein weiterverarbeiteten. Matthew sprang vom Waggon herunter und marschierte eilig durch die Masse der Arbeiter, die sich hauptsächlich in die unteren Gefilde begaben. Er hingegen machte sich auf und folgte einer Straße, die zur Mittelschicht führte.
Nach kurzem Fußweg erreichte er einen Laden, der von außen als "Carter's Mechanikshop" gekennzeichnet war. Er trat ein und eine Glocke erklang, die verriet, dass jemand den Laden betreten hatte. Hank Carter, Besitzer des Ladens, lugte aus dem Teilelager hervor und grüßte den Ankömmling.
"Tag Matthew. Gab's was besonderes in den Werken? Du bist schon früh wieder da.", grüßte ihn sein Ziehvater.
"Nein Carter, heute habe ich immer früher Schichtende, das weißt du doch!", gab der mit einem Lächeln zurück und ging in den hinteren Teil des Ladens, in dem sich das Materiallager befand. Eine Tür weiter kam er in ein Treppenhaus und ging hoch in den ersten Stock. Über eine kleine Diele betrat er den Waschraum und befreite sich erst einmal gründlich vom Dreck und Schmutz. Mit den Massen an Eisen und anderen Metallen, die täglich abgebaut wurden, war die Oberschicht mit luxuriösen Wasserzugängen ausgestattet worden - es waren Leitungen, die das Wasser von einem unterirdischen See in die Häsuer leiteten -, und auch die Mittelschicht hatte etwas - natürlich mit Abstrichen - davon profitiert. Nur die Armenviertel hatten noch immer keine Zugänge zu sauberem Wasser und mussten an Kanäle und Brunnen gehen.
Matthew ging in das gegenüberliegende Zimmer - seine eigenes - und zog sich ein sauberes, weißes Leinenhemd und eine braune Hose an. Er nahm seine Mechanikerbrille, setzte sie sich auf den Kopf, und blickte dann kurz aus dem kleinverglasten Fenster. Es war nicht sehr durchsichtig, aber man konnte erkennen, was außerhalb auf der Straße geschah. Das Treiben war groß, und gerade kam ein Kunder herein und so beschloss er, gleich in den Laden hinunter zu gehen.
Carter stellte besagtem Kunden soeben ein neues Uhrenmodell vor, das Matthew entworfen hatte, und Matthew setzte sich in den hinteren Raum an einen Schreibtisch, entfernte die Abdeckung vom Leuchtkristall, der als Lampe fungierte, und arbeitete an einer Kreation weiter, an der er bereits einige Monate saß.